Für mich bedeutet Heimat …

Fünf Annäherungen an ein Gefühl von Geborgenheit, Sehnsucht, Verlust und Hoffnung auf Ankunft

Dort, in dem Haus auf dem Berg, wurde ich geboren. Auf dem Burgberg gegenüber hatte ich Tanzstunde. Da, in der kleinen Stadt an der Elbe, ging ich zur Schule. Und hier, an dieser Kreuzung, wäre ich beinahe durch die Motorradprüfung gefallen. Da wohnt die Oma, hier die Tante, dort der Patenonkel eines meiner Kinder.

Das alles ist meine Heimat. Unbestreitbar: Sie prägt mich. Das würde sie auch tun, lebte ich heute woanders. Doch wäre es dann im selben Maße „meine Heimat“?

Wenn ich anderswo auf der Welt lebte, würde ich dann die gleiche Wut und Scham empfinden? Wut und Scham angesichts der Ereignisse, mit denen Dresden, Meißen, Freital und Heidenau in den Schlagzeilen stehen? Hätte ich dann Tränen in den Augen, weil es sich anfühlt, als wären wir an den Punkt zurückgekehrt, an dem mein Engagement für eine offene Gesellschaft vor 20 Jahren begann? Empfände ich es dann als ebenso ungerecht, dass die offenherzigen Menschen, die ich hier Tag für Tag treffe, so viel weniger gesehen werden als die Terroristen, die Asylunterkünfte angreifen?

Nein, ich vermute, der Blick aus der Ferne würde mich weit weniger treffen. Das macht den Kern meines Heimatgefühls aus: Hier will ich meine Zukunft verbringen: mit meiner Familie, meinen Freunden und denen, die es noch werden. Mit denen, die zu uns kommen und denen, die hier sind.

Ich will wissen, wie es uns in Sachsen in 25 Jahren geht und was uns in Zukunft ausmacht. Deswegen mache ich hier Politik.   

Der Ort, den ich sehe, wenn ich nach vorn blicke, der ist meine Heimat. Es ist der Ort, aus dem ich komme.

zurück zur Ausgabe