Kein Mauerblümchen
Diesen Anforderungen genügen nur zwei Formen der Energiegewinnung. Die erste davon ist die Energieeffizienz. Wenn wir alle heute bekannten Effizienztechnologien konsequent einsetzen, lässt sich der Energieverbrauch in den Industrieländern mindestens halbieren. Und nur mit diesem Vorbild wird es gelingen, den rasch wachsenden Energiebedarf der aufstrebenden Schwellenländer zu dämpfen.
Die zweite Form sind erneuerbare Energien in ihrer großen physikalischen und regionalen Vielfalt. Zweifellos können sie den wachsenden Weltenergiebedarf decken, sogar um ein Mehrfaches. Deshalb sollten wir die technische Reife und die Wirtschaftlichkeit der erneuerbaren Energien weiter vorantreiben, so wie Deutschland es im Jahr 1990 begonnen hat. Obwohl dieser Prozess eine Erfolgsgeschichte ist, halten sich hartnäckig Vorurteile über die Grenzen der Alternativen Energieträger. Die „alten Technologien“, nämlich Kernenergie und Kohle, werden dagegen großzügig bewertet.
Gründliche Analysen zeigen, dass Erneuerbare Energien bereits im Jahr 2020 rund 25 Prozent unseres Stroms und etwa 15 Prozent des Wärme- und Kraftstoffbedarfs liefern können, also zusammen 17 Prozent der Gesamtenergie. Zehn Jahre später könnten es 25 Prozent der Gesamtenergie sein, und im Jahr 2050 bereits 50 Prozent. Dieser Umbau der Energieversorgung ist auch ökonomisch Erfolg versprechend, weil die Kosten bei den erneuerbaren Energien sinken, während andere Energiearten immer teurer werden. Rasch werden andere Länder unserem Beispiel folgen. Die Solarenergie wird dabei kein „Mauerblümchen“ bleiben, sondern die Hauptrolle spielen.
Aus der Kernenergie sollten wir hingegen wie geplant aussteigen. Sie ist nicht zu verantworten, außerdem beschleunigt der Ausstieg den notwendigen Strukturwandel. 20 Jahre sind ein ausreichend langer Zeitraum, um auf einen nachhaltigen Energiepfad einzuschwenken – wenn man es nur ernsthaft will.
Letztlich sollte aufgrund unserer immensen Kohlevorräte auf dem Gebiet kohlendioxidarmer (nicht kohlendioxidfreier!) Kohlekraftwerke weiter geforscht werden. Dabei müssen wir ihre ökologischen und ökonomischen Grenzen aber immer wieder gewissenhaft benennen.