Warum diese Zeitschrift sein muss

EDITORIAL

Wir sind neu in der Stadt. Und wir nehmen den Mund ziemlich voll: Berliner Republik! geht′s nicht eine Nummer kleiner?

Dann wäre titelmäßig vieles möglich: Allein unter "Berliner R" wirft der Bibliothekscomputer fünfzehn Zeitschriften aus, vom Berliner Radler bis zur Berliner Rundfunkpredigt. Wir aber wollen die Berliner Republik herausgeben - zur Selbstverständigung einer Generation, die in der deutschen Politik bisher öffentlich nicht wahrnehmbar war. Wenn wir es nicht täten, müssten es andere tun.

Schon vor dem Start lesen wir Erklärungen aus immer gut informierten Federn, dass es eine Nach-68er-Generation erstens gar nicht gibt, und zweitens, dass sie sehr langweilig sei. Was da nach Willys arrivierten Enkeln überhaupt noch komme, sei intellektuell nicht der Rede wert: zu milde, zu brav, zu spießig. Gemessen am Ideal eines oder vielmehr des politischen Generationenzusammenhangs schlechthin: ein Nichts.

Oder eben - ganz anders?

Wir wollen offen sein für neue Autoren und Ideen, undogmatisch, konstruktiv, keine radikale Pose pflegen, das Extreme nicht dem Gründlichen vorziehen, die Stereotypen von linken Linken und rechten Linken, von Rinks und Lechts absterben lassen, nach dem besseren Argument suchen - und nach einer neuen Linie und einem neuen Ton verbindlicher Politik, der für uns, für unsere Generation, für unsere Berliner Republik prägend werden kann. Weil jede Zeit ihre eigenen Antworten braucht, besinnen wir uns auf unsere wachsenden Möglichkeiten.

Herausgeber dieser Vierteljahresschrift sind zehn sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete zwischen 23 und 43 Jahren, die in den vergangenen Monaten in Bonn und Berlin zusammengefunden haben.

Warum "Berliner Republik"? Weil es das westdeutsche Mauerschattenland längst nicht mehr gibt; weil die Republik gerade umgezogen ist. Nun wird sie renoviert. Was Neues, Anderes, Besseres aus Berlin kommen wird, kommen soll - darüber wollen wir schreiben und diskutieren. Übrigens nicht nur in dieser Zeitschrift, sondern auch auf Veranstaltungen und demnächst im Internet. What′s new? What′s left? Schaun sie mal rein!

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