Das Ende der Welt (wie wir sie kennen)
Aber selbstverständlich ist in Energiedingen gar nichts mehr. Wer immer sich heute auch nur oberflächlich mit dem Thema Energie beschäftigt, weiß: So wie es ist, wird es nicht bleiben; die Energie as we know it wird knapper, teurer, bedenklicher, schwieriger zu erlangen; der Status quo der erdölbasierten Nachkriegsjahrzehnte lässt sich nicht aufrecht erhalten. Alle fünf Autorinnen und Autoren unseres Energieschwerpunktes sind sich hierin völlig einig. Scheunentorweit offen ist freilich die Frage, welche Schlüsse daraus zu schließen sind: Welche neuen Energiequellen könnten die bisherigen ersetzen? Wie begründet ist die Hoffnung auf Wind, Sonne, Biomasse oder Einsparung? Hierzu gehen die Auffassungen meilenweit auseinander.
Das gilt erst recht für die Frage nach der Zukunft der Atomenergie. Längst ist klar, dass die Debatte hierüber mit dem rot-grünen (und von der gegenwärtigen Bundesregierung bekräftigten) Ausstiegsbeschluss nicht ein für allemal beendet ist. Schon die Beiträge dieser Ausgabe zeigen dies deutlich. Während etwa Matthias Machnig bezogen auf die Kernkraft „Technologien von gestern und zukunftsvergessene Branchen“ kritisiert, wendet Jeanne Rubner ein: „Sowohl eine bedenkenlose Akzeptanz der Atomenergie als auch deren kategorische Ablehnung beruhen auf falschen Annahmen und, im zweiten Fall, auf einer Überdosis Emotionalität.“ Weitaus deutlicher wird Fritz Vahrenholt. Für ihn ist der Ausstieg aus der Kernenergie „klimapolitisch, geopolitisch und wirtschaftspolitisch ein schwerer Fehler und eine typisch deutsche Kurzschlussreaktion“. Diese Ansicht wird viel Widerspruch auslösen, vor allem bei jenen, die Jahre ihres politischen Lebens damit zugebracht haben, für den Abschied von der Atomkraft zu werben. Aber das war früher. Man mag es bedauern, aber im 21. Jahrhundert muss die Debatte um die Atomenergie im Lichte veränderter Bedingungen und Erkenntnisse neu geführt werden. Wer sich dieser Diskussion verweigert, hat sie schon verloren: