Komisches Wort, aber berechtigt
Diese Gesellschaft muss aufpassen, dass sie nicht die Nerven verliert. Wir sind drauf und dran, die Wirklichkeit nur noch als ein diffuses Syndrom von Missständen wahrzunehmen, das uns psychisch und intellektuell überfordert. Richtig, alles hängt mit allem zusammen – Vernachlässigung und Bildungsarmut, Perspektivlosigkeit und Gewalt, Kompetenzmängel und Jobverluste. Aber es stimmt nicht, dass es keinen archimedischen Punkt mehr gäbe, von dem aus die Dinge in den Griff zu bekommen wären. In wunderbarer Eindringlichkeit bringt Franz Müntefering in diesem Heft auf den Punkt, worum es uns heute gehen muss: „Wir sind Hochleistungsland und müssen das bleiben. Das kann nur gelingen, wenn wir alle Potenziale voll nutzen. Wir haben aber im Wesentlichen nur ein Potenzial: unser Wissen und Können, verknüpft mit unserer Erfahrung und unserer Vernetztheit in einer globalisierten Welt. Die Investitionen – komisches Wort hier, aber berechtigt – in die Köpfe und die Herzen unserer Kinder und jungen Menschen sind entscheidend: für die Chancen der jungen Generation, aber auch für das Niveau unserer sozialen Sicherungssysteme und damit für die soziale Sicherheit der Älteren. Das müssen die jungen, die aktiven, die älteren und die alten Menschen wissen und deshalb müssen wir es ihnen sagen, klipp und klar.“ Schlagen wir diesen Kurs endlich ein, wird sich der deutsche Horizont wieder öffnen.
Die Redaktion der Berliner Republik freut sich sehr, Klaas Hübner, Matthias Platzeck, Peer Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier und Wolfgang Tiefensee als neue Mitherausgeber begrüßen zu können. Sie alle schätzen die Berliner Republik, weil diese Zeitschrift – in den Worten Frank-Walter Steinmeiers – „die Neubestimmung der deutschen Politik von Anfang an zu ihrer Sache gemacht, mit wichtigen Impulsen befruchtet und vorangetrieben“ hat. Diesen Weg des Fortschritts werden wir mit der Unterstützung unserer neuen Herausgeber umso energischer und unerschrockener fortsetzen können. Herzlich willkommen!