Herkunft und Lebenschancen
Die heutigen Sozialstaaten haben sich - mit der bemerkenswerten Ausnahme der skandinavischen Länder - seit den großen Reformen der Nachkriegszeit sehr wenig verändert. Im wesentlichen spiegeln sie noch immer die Beschäftigungs-, Familien- und Risikostrukturen der Epoche unserer Väter und Großväter wider. Viele Befürworter des Sozialstaates werden das begrüßen und für die unwiderlegbare Bestätigung der mächtigen und dauerhaften Legitimität des Sozialstaates halten. Für andere ist gerade solcher Widerstand gegen Veränderung ein Anlass zu tiefer Sorge.
Diese anderen verweisen auf die wachsende Lücke zwischen entstehenden neuen Bedürfnissen und Risiken einerseits und einem zunehmend archaischen System sozialer Sicherheit andererseits. Unter den Besorgten gibt es jene, die mehr Markt fordern und weniger Staat; andere befürworten ein neues Sozialstaatsmodell. Ich zähle zu der zweiten Gruppe. In diesem Essay begründe ich, weshalb der erste und wichtigste Schritt in Richtung eines funktionierenden neuen sozialstaatlichen Gleichgewichts in massiven Investitionen in unsere Kinder bestehen muss. In den meisten Sozialstaaten kommt der größte Teil der Umverteilung den Rentnern zugute, während wenig in Kinder und Jugendliche investiert wird. Vielfach gilt weiterhin die Annahme, dass Familien ihre Bedürfnisse aus eigenen Mitteln bestreiten müssten, weshalb nur geringe Dienstleistungen für Familien zur Verfügung stehen. Aber ob wir nun Revolutionäre, Konservative oder Reformer sind - in jedem Fall müssen wir uns mit den tatsächlich stattfindendenden Prozessen des sozialen Wandels auseinandersetzen, um eine brauchbare Strategie für die Zukunft entwickeln zu können.
Was sich verändert hat
Sechs große Gebiete des sozialen Wandels erfordern besondere Aufmerksamkeit, weil sie in starkem Maße die Verteilung sozialer Risiken und Bedürfnisse beeinflussen:
Der Lebenszyklus. Im Goldenen Zeitalter des traditionellen Sozialstaats trat der Übergang zum Erwachsenenalter früh ein. Typischerweise vollzog er sich sanft, geordnet und - vor allem - vorhersehbar. Für Männer gehörten zum Erwachsenwerden die erste dauerhafte Erwerbsbeschäftigung und das Heiraten. Die meisten Frauen gaben die Erwerbsarbeit mit der Geburt des ersten Kindes auf, nur eine Minderheit kehrte später noch einmal ins Berufsleben zurück. Wenn wir uns mit den Lebensläufen älterer Bevölkerungsgruppen beschäftigen, fällt uns sofort die große Homogenität der Verhaltensweisen auf. Erste Anstellung und Familiengründung erfolgten früh, und für die meisten Bürger war die aktive Lebensphase sehr standardisiert und linear: ein langes Berufsleben mit wenigen Unterbrechungen für Männer; ein Leben im Haushalt für Frauen. Wenn die Männer in den Ruhestand traten, standen ihnen jedoch nur wenige Jahre der "Ruhe" bevor - ganz einfach deshalb, weil sich ihre Lebenserwartung auf etwa 67 bis 69 Jahre belief. Altersarmut war verbreitet, nicht zuletzt weil nur wenige Frauen eigene Rentenansprüche geltend machen konnten.
Heute findet der Übergang ins Erwachsenenalter sowohl verspätet als auch in die Länge gezogen statt. In Südeuropa ist es gang und gäbe, dass junge Leute bis zum Alter von 25 bis 30 Jahren bei ihren Eltern leben. Längere Ausbildungsgänge verschieben das Erwachsenwerden, oftmals riesengroße Hindernisse auf den Arbeits- und Wohnungsmärkten tragen weiter zur Verlängerung der Jugendphase bei. Zudem erscheint das Erwachsenwerden heute "unordentlicher", weil junge Leute (und besonders Frauen) verschiedene Prioritäten zugleich miteinander in Einklang bringen müssen, bevor sie beginnen, Familien zu gründen. Überall bekommen Frauen heute ihre ersten Kinder im Alter von durchschnittlich 28 oder 29 Jahren. Die gewachsene Instabilität von Familien und Berufskarrieren trägt insgesamt dazu bei, dass Biografien heute weitaus weniger linear verlaufen als früher und viel komplexere Haushaltsmuster entstehen. Angesichts wachsender Neigung zum Partnerwechsel sind Kinder mit acht oder zwölf Großeltern längst nicht mehr ungewöhnlich.
Familien und Haushalte. Die klassische Nachkriegsfamilie ist in rapidem Niedergang. Sie wird ersetzt durch eine Vielzahl neuartiger Haushaltsformen. Zum einen erleben wir den Aufstieg von Einpersonen- und Einelternhaushaltern (inzwischen üblicherweise 10 bis 15 Prozent aller Haushalte). Zum anderen erleben wir zugleich die Verfestigung der Doppelverdienernorm. Wir erleben des weiteren viel mehr Instabilität und Fragilität als zuvor. Informelle Partnerschaften, Trennungen und Scheidungen nehmen stetig zu. Die Mehrheit der gegenwärtig geborenen Amerikaner wird keine komplette Kindheit mit beiden Elternteilen erleben. Die Vermehrung "atypischer" Haushalte und stärker "bedingter" Partnerschaften bedeutet neue Verletzlichkeiten, aber auch neue Stärken. Alleinerziehende haben es mit einem beträchtlichen Armutsrisiko zu tun; die Alleinverdienerfamilie verliert kräftig an Boden - besonders wenn ihr Erwerbsoberhaupt nur geringe Qualifikationen besitzt. Die stärkere soziale Selektivität bei der Partnerwahl führt zu einer Polarisierung der Haushaltstypen: Wir entdecken auf Anhieb einen beträchtlichen Anteil von "arbeitsarmen" Haushalten, oft weit entfernt von jeglichen soliden Erwerbsverhältnissen. Zugleich wächst die Zahl der "arbeitsreichen" Haushalte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die soziale Kluft zwischen beiden Familientypen weiter öffnen wird, weil die weniger gebildeten Frauen im geringsten Maße erwerbstätig sind. Und wo sie es doch sind, werden wir voraussichtlich eine weitere Polarisierung zwischen zu niedrigen und zu hohen Einkommen erleben.
Viele Kinderwünsche, wenig Kinder
Eine alarmierende soziale Lücke tut sich im Hinblick auf die Geburtenraten auf. Die Bürgerinnen und Bürger sind heute ganz einfach nicht in der Lage, ihren eigenen Wünschen entsprechend Familien zu gründen. Es ist gut belegt, dass die Fertilität heute weit unter der Zahl der Kinder liegt, die sich die Menschen im Durchschnitt wünschen - nämlich 2,4 in fast allen Ländern.1 In einigen europäischen Ländern ist die Geburtenrate auf 1,2 und weniger gefallen, in manchen Regionen sogar auf 0,8. Selbstverständlich ist und bleibt die Möglichkeit, Familien gründen zu können, Grundlage der Lebenszufriedenheit der meisten Menschen - wie auch Grundlage von Gesellschaften überhaupt. Viele Staaten stecken heute im Klammergriff niedriger Fertilität, die nur als Ergebnis ernsthafter Defizite des Sozialstaats interpretiert werden kann.
Die neuen Dilemmata der Beschäftigung. In Zukunft werden wir einen Zuwachs an Erwerbsarbeit ausschließlich auf dem Gebiet der Dienstleistungen erzielen können. Das schafft ein Bündel neuer Dilemmata, von denen einige sehr ernst sind. Zunächst einmal steht ein großer Dienstleistungssektor in Konkurrenz zur Fähigkeit von Haushalten, sich gleichsam selbst zu dienen.2 Deshalb hängt die Dynamik der Dienstleistungsökonomie in hohem Maße von der Fähigkeit von Haushalten (und Unternehmen) ab, ihren Bedarf an Dienstleistungen zu externalisieren - was wiederum eine Funktion von Geldmitteln und Bedürfnissen ist. Das Verschwinden der Hausfrau bedeutet, dass der Bedarf an Dienstleistungen wächst, aber das allein führt nicht zu tatsächlicher Nachfrage, wenn diese nicht erschwinglich sind. Da es in vielen Dienstleistungssektoren, vor allem bei den personenbezogenen und sozialen Dienstleistungen schwierig ist, die Produktivität zu steigern, stehen sie unter ständigem Kostendruck. Das Problem des zu hohen Preises liegt für diejenigen Familien auf der Hand, die private Tagespflege für ihre kleinen Kinder oder ein Altenheim für ihre pflegebedürftigen Angehörigen finanzieren müssen.
Das zweite Hindernis für eine dynamische Dienstleistungsökonomie liegt in der Praxis der Lohnfindung. Geringe Lohndifferenzierung, Mindestlöhne und hohe Lohnnebenkosten bedeuten hohe Hürden für private Dienstleistungsbeschäftigung, besonders in den Dienstleistungssektoren mit niedriger Produktivität. Scharpf und Schmidt zufolge sind diejenigen Sozialstaaten, die (wie Deutschland oder Italien) in hohem Maße auf beschäftigungsabhängige Sozialversicherungsbeiträge setzen, besonders anfällig für Beschäftigungsstagnation: zum einen, weil die fixen Arbeitskosten hier hoch sind, zum anderen, weil die staatliche Einnahmebasis niedrig ist.3
Das skandinavische Vorbild
Die Dynamik haushaltsbezogener Dienste hängt davon ab, ob sie erschwinglich sind. Eine riesige Niedriglohnökonomie wie in den Vereinigten Staaten kann erschwingliche Leistungen für wohlhabende Familien zu Verfügung stellen, weshalb der Anteil personenbezogener Dienstleistungen hier doppelt so hoch ist wie typischerweise in Europa.4 Beispielsweise geben Amerikaner zehnmal mehr Wäsche in die Reinigung als Dänen oder Schweden. Niedriglohnbeschäftigung schafft jedoch mehr Armut und bedingt auch enorme Unterschiede in der Qualität der erbrachten Dienste. Das mag im Reinigungswesen oder in der Gastronomie nicht weiter bedenklich sein. Es ist aber hoch problematisch im Hinblick auf Dienstleistungen im Verkehrs-, Bildungs- oder Gesundheitswesen. Wenn wir sicherstellen wollen, dass Dienstleistungen auf diesen Gebieten erschwinglich sind, dann liegt die einzige realistische Option in ihrer öffentlichen Bezuschussung oder öffentlichen Erbringung. Dies, das skandinavische Modell, führt zu einem stark auf soziale Dienste ausgerichteten Beschäftigungsprofil und erfordert ein sehr starkes Steueraufkommen. Entscheiden wir uns gegen das Niedriglohnmodell und gegen öffentliche Bezuschussung, werden wir sehr wahrscheinlich nur ein äußerst schwaches Wachstum der Dienstleistungsbeschäftigung erleben. Dies genau ist die Situation, in der sich die meisten Staaten der EU befinden.
Das Niedriglohnproblem ist deshalb auf lange Sicht eine besonders schwierige sozialstaatliche Herausforderung, weil es bedeuten kann, dass Arbeitnehmer dauerhaft in schlechten Beschäftigungsverhältnissen verharren. Da Tätigkeiten am unteren Ende der Dienstleistungsskala nur selten mit Fortbildung und der Möglichkeit zur Verbesserung von Fertigkeiten verbunden sind, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, in ihnen hängen zu bleiben. Aus einer Perspektive der Lebenschancen besteht die Aufgabe darin, die Möglichkeit sozialer Mobilität zu gewährleisten. Und dies wiederum erfordert zwingend, dass die Jungen der Gesellschaft mit adäquaten Fertigkeiten ausgestattet werden müssen.
Der steigende "Einsatz". Dass Fertigkeiten in hohem Maße über Lebenschancen entscheiden, ist nicht neu. In der Wissensökonomie jedoch liegt die Latte höher, der nötige "Einsatz" steigt: Einen guten Job zu haben und ein gutes Einkommen zu erzielen setzt heute mehr voraus als früher. Im Goldenen Zeitalter konnten gering qualifizierte Arbeiter normalerweise mit einem anständig bezahlten Dauerarbeitsplatz rechnen. Das ist nicht mehr der Fall. Heute braucht man bessere Fertigkeiten, zugleich werden die Anforderungen an marktfähige Fähigkeiten immer vielfältiger. Um überhaupt zu lebenslangem Lernen in der Lage zu sein, benötigen Menschen hinreichende kognitive Fähigkeiten. In der Wissensökonomie werden ein niedriges Ausbildungsniveau und ungenügende kognitive Fähigkeiten Menschen aller Voraussicht nach lebenslang auf prekäre Beschäftigung, niedrige Einkommen und wiederkehrende Perioden von Arbeitslosigkeit zurückwerfen. Dies wiederum erhöht die Gefahr von Altersarmut. Hier liegt eine zentrale Ursache des entstehenden Wohlfahrtsgrabens zwischen Gewinnern und Verlierern in der postindustriellen Entwicklung.
Warum schlechte Jobs nicht das Problem sind
Derzeit wird die Rolle der Wissensproduktion zu stark in den Vordergrund gerückt. Auch wenn in der Dienstleistungsökonomie die Betonung auf hoch qualifizierter Arbeit liegen wird, werden die sozialen, distributiven und personenbezogenen Dienstleistungen zugleich unvermeidlich einen hohen Anteil von Routinejobs mit niedrigen Qualifikationsanforderungen hervorbringen.5 Das trifft für das nordische, stark auf soziale Dienstleistungen zugeschnittene Modell ebenso zu wie für das Niedriglohnszenario nach amerikanischem Muster. Gewiss, das nordische Modell wird die sozialen Probleme minimieren, die solche Beschäftigungsformen mit sich bringen; das amerikanische Modell hat hier keine Antwort. Dennoch lautet die Schlüsselfrage nicht, ob eine Ökonomie eine Vielzahl von "schlechten" Jobs hervorbringt - das ist die unvermeidliche Begleiterscheinung jeder wirklich dynamischen Dienstleistungsökonomie. Die Frage ist vielmehr, ob gewährleistet ist, dass die Bürger realistische Mobilitätschancen besitzen. Daten aus den Vereinigten Staaten und auch aus Großbritannien belegen, dass deregulierte Arbeitsmärkte keine höheren Mobilitätschancen schaffen - im Gegenteil. Mit anderen Worten: Wenn es uns darum geht, mehr Gleichheit der Lebenschancen zu schaffen, dann muss jede denkbare Politik zur Förderung von Beschäftigung ergänzt werden durch Maßnahmen, die die Aufwärtsmobilität erhöhen. Das bedeutet: Wir müssen buchstäblich vom ersten Tag ihres Lebens in die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen investieren. Nacheilende Programme im späteren Leben sind teuer und ineffektiv.
Wachsende Einkommensunterschiede. Das Goldene Zeitalter war nicht zuletzt deshalb "golden", weil es Ungleichheit verringerte: Vor allem geringer qualifizierte Arbeiter erlebten große Verbesserungen ihrer relativen Einkommensposition. Seit den siebziger Jahren hat sich der Trend umgekehrt: In fast allen OECD-Staaten wächst die Ungleichheit der Einkommen. Der Gini-Koeffizient für Haushaltseinkommen vor Steuern und Abgaben ist um 10 bis 25 Prozent gestiegen: Den obersten Einkommensgruppen geht es besser, die niedrigeren haben an Boden verloren. Hingegen fällt die Ungleichheit der Einkommen nach Steuern und Abgaben geringer aus - vor allem deshalb, weil es den Sozialstaaten (bis jetzt) gelungen ist, die Tendenz zur Ungleichheit in Schach zu halten.6 Aber die Triebkräfte hinter der neuen Ungleichheit sind unvermeidlicher Bestandteil der entstehenden neuen Sozialökonomie; sie werden deshalb weiter zunehmen. Die Herausforderung besteht darin, die Wurzeln der sozialen Ungleichheit anzugreifen - und das erfordert vor allem eine auf die am stärksten gefährdeten Haushalte ausgerichtete Strategie mit dem Ziel, den gleichen Erwerb von Humankapital zu ermöglichen.
Der bevorstehende Konflikt der Generationen. Das Goldene Zeitalter basierte auf einem impliziten Generationenvertrag, der hohe Legitimität genoss, weil er als einträglich und fair galt. Die Rentenlastigkeit der Sozialpolitik war unproblematisch, weil Vollbeschäftigung und steigende Reallöhne eine starke staatliche Einnahmebasis ermöglichten, was wiederum zugleich wachsende Sozialleistungen und einen steigenden Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung zuließ. Hinzu kam, dass die Gruppe der Alten klein war. Dieser Generationenvertrag ist unter Druck geraten - nicht allein als Folge der Alterung der Gesamtbevölkerung, sondern auch deshalb, weil die heutige Rentnergeneration im Durchschnitt einen höheren Lebensstandard genießt, während junge Haushalte mit steigenden sozialen Risiken konfrontiert sind. Der alte "Vertrag" ist auch deshalb unter Druck, weil der Durchschnittswähler (heute in Europa etwa 50 Jahre alt) weiter altert und es immer offensichtlicher wird, dass wir mehr in Kinder und Jugendliche investieren müssen. Hier liegt die Kernfrage intergenerationeller Nachhaltigkeit.
Die neue Risikostruktur ist nicht, wie manche meinen, das schicksalhafte Werk irgendwelcher finsteren Mächte der Globalisierung. Wäre dies der Fall, dann müssten ungewöhnlich offene Volkswirtschaften wie die niederländische, die dänische oder die schwedische heute die internationalen Arbeitslosigkeits- und Ungleichheitsstatistiken anführen. Stattdessen stehen diese Länder den meisten Sozial- und Beschäftigungsindikatoren zufolge am besten da. Tatsächlich geht der Druck von endogenen Kräften aus, besonders vom Wandel der Beschäftigungsstruktur, von der Demografie und von den Auswirkungen der veränderten Rolle der Frauen. Das sind langfristige strukturelle Mächte, die nicht mehr verschwinden werden. Die Herausforderung für eine zeitgemäße Sozialpolitik liegt also darin, unsere Wohlfahrtsarchitektur neu auszurichten. Das Flagschiff dabei muss eine aktive Familienpolitik sein, die gezielt in Kinder investiert.
Eine neue Familienpolitik
Die meisten europäischen Wohlfahrtsstaaten haben einen engen Begriff von Familienpolitik, der soziale Unterstützung nur im Fall eklatanter familiärer Defizite vorsieht. Dieser nachsorgende Ansatz war vielleicht in einer Epoche nicht weiter problematisch, als die meisten Ehen stabil waren, als Frauen unbezahlte Hausarbeit verrichteten und das männliche Familienoberhaupt seine Familie ausreichend ernähren konnte. Der Babyboom der Nachkriegsjahre war zweifellos ein Nebenprodukt der Sicherheit, die dieses Modell zu seiner Zeit gewährte. Aktuelle Statistiken zeigen uns aber, dass keine einzige dieser Bedingungen noch existiert - zum Teil, weil sich die Wünsche der Bürger verändert haben; zum Teil, weil eine Vielzahl neuer Risiken und Hindernisse entstanden ist.
Wir haben es mit drei zentralen Herausforderungen zu tun: Die erste bezieht sich auf die Frage der Familiengründung, die zweite auf die Balance von Familien- und Arbeitsleben, die dritte auf die immer ernsteren Folgen einkommensbezogener und sozialer Probleme in der Kindheit. Das Design einer effektiven neuen Familienpolitik setzt zunächst die Erkenntnis voraus, dass das Modell des männlichen Alleinverdieners in der postindustriellen Gesellschaft völlig kontraproduktiv geworden ist. Um ein positives Wohlfahrtsgleichgewicht zu erzielen, müssen wir weit mehr in Kinder investieren, und die Stärkung der Rolle der Frau ist zum Sine qua non schlechthin geworden.
Eine Einschränkung ist jedoch angebracht: Wir haben es hier nur in dem Maße mit einer politischen Herausforderung zu tun, wie wir mit tatsächlich unerwünschten Dysfunktionen und Sozialproblemen konfrontiert sind. Denn kein Zweifel: Viele der Veränderungen, die wir erleben, sind keine umweltbedingten Sozialpathologien, sondern die Folgen individueller Wünsche. Junge Leute wünschen sich heute mehr Bildung und verschieben deshalb ökonomische Unabhängigkeit und Familiengründung auf "später". Frauen betreiben Schwangerschaftsverhütung und können so über Zeitpunkt und Zahl der Geburten nach ihren Wünschen bestimmen. Erwachsene kündigen heute unbefriedigend verlaufende Partnerschaften nach Belieben auf. Familienpolitik ist notwendig, nicht um individuelle Wahlmöglichkeiten einzuschränken, sondern um sie zu ermöglichen. Sie wird gebraucht, wenn Familien nicht aus eigener Kraft im Stande sind, ausreichende Ressourcen aufzubieten, um das Wohlergehen ihrer Mitglieder zu sichern.
Kinder haben. Die niedrigen Geburtenraten, die wir überall in Europa erleben, sind nicht Folge entsprechender Wünsche der Bürger. Das Problem ist vielmehr, dass die Kosten von Kindern gestiegen sind - sowohl für Frauen wie für die Gesellschaft insgesamt. Die meisten Wohlfahrtsstaaten unterstellen, dass die Familien die gesamten Kosten internalisieren. Das war früher weniger problematisch, als Frauen nur wenig Bildung besaßen und auf ein lebenslanges Hausfrauendasein verwiesen waren. Der "Kindernachteil" wächst in dem Maße, wie Frauen über mehr Bildung und mehr Einkommen verfügen - während zugleich weniger qualifizierte junge Männer den Verfall ihrer Einkünfte erleben. Aus Sicht der Gesellschaft richtet der "Kindernachteil" auf zwei konkurrierende Arten Schaden an: entweder in Form eines suboptimalen Beschäftigungsniveaus (wenn Frauen gezwungen sind, ihre Erwerbsarbeit aufzugeben), oder in Form von suboptimalen Fertilitätsraten (wenn Frauen auf Kinder verzichten). Weil sich unsere alternden Gesellschaften weder das eine noch das andere leisten können, müssen die Kinderkosten neu verteilt werden.
Markt oder Familialismus? Beides führt in die Irre
Erschwingliche und angemessene Betreuung besonders für Kinder zwischen einem Jahr und drei Jahren ist eine notwendige Voraussetzung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.7 Die Frage der Erschwinglichkeit ist wichtig für das Verständnis des Problems. Die marktüblichen Preise für hochwertige Betreuung übersteigen heute überall die Möglichkeiten der meisten arbeitenden Mütter. Ganzjährige Vollzeitbetreuung für ein oder zwei Kleinkinder verschluckt mühelos 30 oder sogar 50 Prozent des durchschnittlichen Gehalts einer Frau. Die Kosten von Tagesbetreuung sind nicht bloß eine hohe Steuer auf weibliche Erwerbstätigkeit, es handelt sich obendrein um eine in hohem Maße degressive Steuer. Das aber hat perverse Folgen, denn gerade unter den weniger gut gebildeten Frauen (und den Haushalten mit niedrigem Einkommen) bestehen heute noch Arbeitsmarktreserven. Es muss uns klar sein, dass sich das Ziel insgesamt zunehmender weiblicher Erwerbstätigkeit nur durch die Mobilisierung weniger gut gebildeter Frauen erreichen lässt.
Eine Lösung besteht darin, den Zugang zu Betreuung durch Beihilfen zu erleichtern. Das ist die Politik, die in Skandinavien betrieben wird, mit dem Ergebnis, dass für unter Dreijährige inzwischen ein fast vollständiges Betreuungsangebot besteht - und natürlich eine fast vollständige Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt. Werden keine öffentlichen Beihilfen gewährt, bestehen die Alternativen aus Markt und Familialismus; beides ist nachweislich ungeeignet. Die Marktlösung bedeutet, dass der Zugang zur Betreuung und deren Qualität die Kaufkraft der Eltern widerspiegelt. Die familiale Lösung reproduziert ebenfalls bestehende sozioökonomische und bildungsbezogene Unterschiede und erschwert noch dazu den Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt. Demgegenüber ist allgemein gewährte hochwertige Betreuung - zumindest potenziell - dazu geeignet, die kulturellen und kognitiven Stimuli von Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen auszugleichen. Wenn es uns um Chancengleichheit geht, dann kommen wir an der Notwendigkeit nicht vorbei, hochwertige Betreuung für alle Kinder öffentlich zu garantieren
Die neuen Risiken der Jugend
Wohlfahrt in Familien mit Kindern. Aktuelle Zahlen zeigen, dass es Familien mit Kindern schlecht geht.8 In den meisten Ländern ist das relative verfügbare Einkommen junger Familien gefallen; die Familienarmut hat zugenommen - in einigen Fällen in alarmierender Geschwindigkeit. Diese Bedrohung ist die Folge zunehmend fragiler Partnerschaften, des Zuwachses an Alleinerziehenden, der steigenden Beschäftigungsrisiken und der verfallenden Einkommen unter jungen Arbeitern. Mit wenigen nationalen Ausnahmen rekrutieren sich die beständig hohen Arbeitslosenheere Europas aus jungen Menschen. Wo zeitvertragliche Beschäftigung um sich greift (in Spanien heute schon ein Drittel aller Arbeitnehmer), da betrifft dieses Phänomen weit überproportional junge Arbeiter. Wenn wir zusätzlich die wachsende Bedeutung von Bildung für die Auswahl von Ehepartnern in Rechnung stellen, dann ist eine größere Polarisierung unter den Haushalten zu erwarten. Arbeitslosigkeit und berufliche Unsicherheit treten (wie umgekehrt auch Wohlstand) üblicherweise in denselben Familien auf.
Wir haben es hier mit einem Doppelschlag zu tun: Genau dieselben Trends, die die Familiengründung so schwierig machen, beeinträchtigen auch das Wohlergehen derjenigen jungen Erwachsenen, die (trotzdem) eine Familie gründen. Die entstehende postindustrielle Gesellschaft meint es, anders als ihre industrielle Vorgängerin, nicht gut mit der Jugend. Dies bedeutet, dass Familien mit Kindern oft schweren sozialen Risiken ausgesetzt sind.
Das Ausmaß der Kinderarmut hängt sehr stark davon ab, ob Mütter erwerbstätig sind. Wo dies der Fall ist, schrumpft das Armutsrisiko drastisch, in Zwei-Eltern-Familien sogar bis auf ein vernachlässigbares Niveau. Die beneidenswerten skandinavischen Ergebnisse sind in Wirklichkeit weniger eine Folge großzügiger Sozialtransfers als die Konsequenz daraus, dass nahezu alle Mütter erwerbstätig sind. Die Erwerbsquote alleinerziehender Mütter in Dänemark und Schweden liegt bei 80 Prozent; in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten hingegen ist sie extrem niedrig - ein entscheidender Grund für die extrem hohen Armutsraten dieser Länder.9 Das Risiko von Kinderarmut in einem typischen OECD-Land steigt um den Faktor drei oder vier (in Zwei-Eltern-Haushalten), wo Mütter nicht erwerbstätig sind.10
Wir sollten mit Armutsstatistiken vorsichtig umgehen. Wenige Menschen tragen langfristigen Schaden davon, wenn sie vorübergehend arm sind - solange dieser Zustand tatsächlich wieder vorübergeht. Die bloße Existenz mieser Jobs, niedriger Löhne oder schlechter Wohnverhältnisse ist nicht im geringsten so besorgniserregend wie die Möglichkeit, dass sich diese Zustände verfestigen und zum unausweichlichen Lebensschicksal von Menschen werden. Die Abwärtsspirale setzt ein, wenn sich Bürger in einer Welt aus Armut und Unsicherheit gefangen sehen. Die gute Nachricht ist, dass überall große Mehrheiten der Menschen ökonomische Knappheit nur phasenweise und über eher kurze Zeiträume erleben. Die schlechte Nachricht ist, dass es gleichwohl eine Minderheit tatsächlich "gefangener" Bürger und Familien gibt. Die Größe dieser Minderheiten korreliert nahezu perfekt mit dem jeweiligen Ungleichheitsprofil in den verschiedenen Ländern. Wo die ökonomische Ungleichheit groß ist wie in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien, ist die Gefangenschaft in der Armut viel verbreiteter als in egalitären Gesellschaften. Wenn unser wichtigstes Ziel darin besteht, gute Lebenschancen sicherzustellen, dann muss die Politik Garantien gegen langfristige Gefangenschaft in der Armut schaffen.
Es gibt überzeugende Argumente dafür, dass Regierungen Familien mit Kindern angemessene Einkommen garantieren sollten. Zum einen kann Armut in der Kindheit sehr negative langfristige Konsequenzen für die Lebenschancen haben - und damit auch für die Gesellschaft selbst. Dennoch: Wir sollten uns im klaren darüber sein, dass das wichtigste aller Mittel gegen Kinderarmut nicht in Sozialtransfers besteht, sondern im Erwerbseinkommen arbeitender Mütter. Die hervorragenden skandinavischen Ergebnisse im Hinblick auf Kinderarmut sind vor allem eine Folge massiver Investitionen in Kinderbetreuung und bezahlte Elternzeit. Mit anderen Worten: Die Lösung des Problems der (scheinbaren) Unvereinbarkeit von Mutterschaft und Erwerbstätigkeit ist der Eckpfeiler jeder zukünftigen sozialstaatlichen Ordnung, die die Kinderwünsche von Bürgern ernst nimmt. Genau hier liegt der Schlüssel zur Verringerung von Kinderarmut und zur Rückkehr zu einem günstigeren demografischen Gleichgewicht - was wiederum die Voraussetzung dafür ist, die alternde Bevölkerung der Zukunft materiell unterstützen zu können.
Das alles scheint sehr für eine Arbeit-muss-sich-lohnen-Strategie zu sprechen. Aber es ist äußerst wichtig, dass wir das Kind nicht mit dem Badewasser ausschütten. Die Erwerbsarbeit von Müttern mag die entscheidende Lösung sein, aber bis jetzt hat es noch keine Regierung vermocht, dies zu garantieren. Von Land zu Land unterschiedlich machen alleinerziehende Mütter heute bis zu 10 oder 15 Prozent aller Familien aus - üblicherweise mit geringen Einkünften. Mütter kleiner Kinder sind (je nach Land unterschiedlich) zumeist teilzeitbeschäftigt und/oder in unsicherer Arbeit und/oder erwerbslos. Deshalb bleiben Einkommensgarantien bedeutsam. Sofern es uns um soziale Gerechtigkeit geht, gibt es also sehr gute Gründe dafür, Einkommen von Kinderlosen zu Familien mit Kindern umzuverteilen. Kinder sind zu einem knappen sozialen Gut geworden. Jeder, der in den kommenden Jahrzehnten in Rente geht, wird ein persönliches Interesse nicht nur an der Quantität, sondern auch an der Qualität der Kinder von heute haben, weil diese die Erwerbstätigen von morgen sind.
Es geht hier, mit anderen Worten, um zwei Dinge: Es geht darum, arbeitende Mütter zu unterstützen und darum, ökonomische Härten in Familien mit Kindern zu minimieren. Diese beiden Fragen verdichten sich zu einer einzigen zentralen Frage der Politik. Denn in unsere Kinder zu investieren bedeutet bei Lichte besehen dasselbe wie die Versöhnung von Erwerbstätigkeit und Mutterschaft.
Das Argument für die Investition in Familien bezieht seine Plausibilität aus Erkenntnissen über die langfristigen Folgen von Deprivation in der Kindheit. Die Forschung zeigt, dass Armut in der frühen Kindheit zusammenhängt mit deutlich geringerer Bildung, mit drastisch reduzierten Einkommensaussichten im Erwachsenenalter und mit einem erheblich überdurchschnittlichen Risiko, dass die Betroffenen später selbst zu armen (und womöglich sozialhilfeabhängigen) Eltern werden.11 Susan Mayer hat gezeigt, dass arme amerikanische Kinder zwei Jahre weniger Bildung genießen als der Durchschnitt.12 Europäische Ergebnisse sind etwas weniger dramatisch, aber trotzdem bedenklich. Umgekehrt formuliert: Der individuelle und soziale Ertrag ökonomischer Sicherheit in Familien ist potentiell sehr hoch.
Warum soziale Vererbung verringert werden muss
Im Laufe des vergangenen halben Jahrhunderts hat das sozialdemokratische Gleichheitsversprechen beträchtliche Neudefinitionen erlebt. Früher eine Frage der Ungleichheit von Klassen, bezieht sich das Ideal der Egalität inzwischen auf eine stärker individualisierte Vorstellung gleicher Chancen. Jedenfalls versprachen die meisten Wohlfahrtsstaaten der Nachkriegszeit, dass die Lebenschancen der Menschen nicht mehr von ererbten Privilegien abhängen würden. Offenbar ist dieses Versprechen in jüngerer Zeit in Vergessenheit geraten. Das hat vermutlich verschiedene Gründe. Die Jahrzehnte des Aufbaus der Wohlfahrtsstaaten haben dazu beigetragen, dass sich die Aufmerksamkeit auf naheliegende politische Herausforderungen richtete, etwa auf die Ausweitung sozialer Anrechte und den Kampf gegen Armut. Darüber hinaus wurden die Auseinandersetzungen um soziale Ungerechtigkeit mehr und mehr beherrscht von kategorialen Fragen wie der Gleichheit der Geschlechter oder von Opferdiskursen. Am Ende waren die meisten Nachkriegsegalitarier davon überzeugt, dass die Expansion und Reform des Bildungswesens der Hebel sei, mit dem sich gleiche Chancen für alle bewirken ließen. Heute aber gibt es mehr und mehr Belege dafür, dass Bildungsreformen wenig gegen die Vererbung sozialer Nachteile ausrichten. Dies scheint allerdings nicht zu einer ernsthaften Neubewertung von Politik geführt zu haben, sondern zu politischer Lähmung.
Die sich herausbildende Wissensökonomie schafft neue Voraussetzungen für gute Lebenschancen: Sie bestraft Menschen mit ungenügenden Fertigkeiten und belohnt andere, die diese Fertigkeiten besitzen. Welche Fertigkeiten gebraucht werden, ist schon weniger klar. Zweifellos spielen formale Bildungskriterien weiterhin eine wichtige Rolle. OECD-Studien zeigen, dass sich überall das Risiko der Arbeitslosigkeit unter denjenigen Menschen verdoppelt, die nicht über abgeschlossene Sekundarschulbildung verfügen13; vielfach nachgewiesen wurde, dass der materielle Ertrag von Bildung weiter zunimmt.14 Zugleich aber gibt es Belege dafür, dass neue Dimensionen von Humankapital an Bedeutung gewinnen, vor allem - nicht leicht exakt auf den Punkt zu bringende - Eigenschaften wie soziale Fertigkeiten, Führungsfähigkeit, "emotionale Intelligenz", kulturelles und soziales Kapital. Unter all diesen Eigenschaften aber stechen die kognitiven Fähigkeiten als die wichtigsten überhaupt hervor.
Der Grund dafür ist, dass die Fähigkeit eines Menschen, Informationen zu verstehen, zu interpretieren und produktiv zu verarbeiten, in der Wissensökonomie mit ihrem raschen Wandel von Technologien und Fertigkeitsanforderungen zum Sine qua non schlechthin wird. Die Idee einer "Schönen Neuen Welt" des lebenslangen Lernens unterstellt, dass Menschen imstande sind, schnell und effektiv zu lernen und immer wieder neu zu lernen - genau deshalb sind kognitive Fähigkeiten so fundamental. Insoweit formale Kriterien wichtig bleiben, wissen wir, dass die kognitiven Fähigkeiten von Kindern eine Vorbedingung für erfolgreiche Schulbildung sind. Die Evaluationsforschung hat umfangreich herausgearbeitet, dass nachholende Programme im späteren Leben weitgehend wirkungslos sind, sofern die betreffende Person nicht bereits angemessene kognitive Fähigkeiten mitbringt. Diese aber werden sehr früh im Leben eines Kindes entwickelt - zu einem sehr großen Teil bereits vor dem Schulalter.
Hundert Jahre Schulreformen - geholfen hat es nicht
Das alles bedeutet, dass die Lebenschancen von Menschen in enormer Weise determiniert sind durch das, was sie als Kinder erleben, noch bevor sie überhaupt mit dem Schulsystem in Berührung kommen. Genau deshalb hat es ein Jahrhundert der Schulreformen nicht vermocht, die Wirkung der sozialen Vererbung zu vermindern. Genau deshalb diktiert noch immer der soziale Status der Eltern den Bildungserfolg, das Einkommen und die Berufsaussichten von Kindern.
Aus sozialen Gründen wie aus Gründen der Effizienz muss dieser Einfluss zurückgedrängt werden. Aus der Sicht der Individuen ist eine starke kognitive Ausgangsbasis heute die Vorbedingung für Bildungserfolg, Einkommen und Karrierechancen. Aus der Sicht der Gesellschaft insgesamt ist es unbedingt wichtig, dass die künftigen Generationen kompetent und produktiv sind - einfach deshalb, weil sie zahlenmäßig so klein sein werden, aber enorme transferabhängige Bevölkerungsgruppen mittragen müssen. Wir können uns eine zukünftige Erwerbsbevölkerung, die vielleicht zu 20 bis 30 Prozent aus funktionalen Analphabeten und/oder Menschen ohne Sekundarschulbildung besteht, schlechterdings nicht leisten.15
Die Frage lautet also, wie das Phänomen sozialer Vererbung bekämpft werden kann. In der Vergangenheit konzentrierte sich die Politik auf die Reform der Erziehung, wobei vor allem vier Ziele verfolgt wurden: die Vermeidung früher Determinierung von Bildungswegen, die Förderung von Gesamtschulen, die Minimierung von Privatschulen; und schließlich affirmative action, also die gruppenspezifische Bevorzugung unterprivilegierter Kinder. Die ersten beiden Maßnahmen betreffen dasselbe Problem, nämlich den Versuch, klassenspezifische Unterschiede gleichsam in einer "Zermürbungsstrategie" dadurch zu reduzieren, dass Kinder solange wie möglich zusammen in einer Schule unterrichtet werden.16 Die dritte Maßnahme ist bekanntlich in doppelter Weise wichtig: um die Finanzierung von und die breite Beteiligung an hochwertigen öffentlichen Bildungseinrichtungen zu gewährleisten und zugleich, um der Segregation nach Klasse und Ethnie entgegenzuwirken. Die vierte Maßnahme ist vermutlich am besten dokumentiert, vor allem im Fall des amerikanischen Programms Head Start. Die Head Start-Berichte dokumentieren systematisch erhebliche Erfolge im Hinblick auf Schulbesuch und schulische Leistungen.17
Die schlechte Nachricht im Hinblick auf Bildungsreformen ist aber, dass die tatsächlichen Mechanismen der sozialen Vererbung im wesentlichen anderswo stattfinden. Die heute vorherrschende Sicht ist, dass die Wirkungen von Schule und Nachbarschaft viel weniger wichtig sind als auf das familiäre Milieu bezogene Faktoren.18
Warum aus armen Kindern arme Eltern werden
Worin genau bestehen die Eigenschaften von Familien, die ererbte Lebenschancen auf Dauer stellen? Und wie lassen sich diese Eigenschaften mit politischen Mitteln beeinflussen? Die heutige Forschung stellt vor allem zwei kausale Mechanismen heraus: "Geld" und "Kultur". Das "Geld"-Argument bezieht sich auf die Theorie des Humankapitals und fragt nach der Fähigkeit von Eltern, in die Zukunft ihrer Kinder zu investieren.19 Eine umfangreiche Literatur dokumentiert, dass das spätere Einkommen von Kindern stark mit demjenigen ihrer Eltern korreliert. Aber einer der überraschenden Befunde lautet, dass die Wirkung der sozialen Herkunft in Ländern wie Großbritannien und den Vereinigten Staaten viel stärker ist als in Kanada, Skandinavien oder Deutschland.20 Das bedeutet, dass die Sozialvererbung in weniger egalitären Gesellschaften weitaus stärker ausgeprägt ist.
Weitere Literatur zeigt, dass ökonomische Deprivation und Unsicherheit ernsthafte Negativeffekte auf die schulischen Leistungen und die späteren Einkommensaussichten von Kindern haben. Am alarmierendsten: Kinder, die in Armut und Unsicherheit aufwachsen, werden später mit hoher Wahrscheinlichkeit ihrerseits arme Eltern.21 Lange Lebensabschnitte in Armut sind besonders schädlich. Deshalb ist es, wie Abel und Elwood betonen, von ganz zentraler Bedeutung, dass die Gesellschaft Leitern aus der Armut heraus zur Verfügung stellt.22 Hier gilt komparativen Studien zufolge: Die Mobilität aus der Armut heraus steht in enger Wechselbeziehung zur gesellschaftlichen Ungleichheit insgesamt; in ungleichen Gesellschaften wie der amerikanischen existiert weitaus mehr Dauerarmut als in egalitäreren Gesellschaften.23
Das alles zusammen heißt, dass ein Frontalangriff auf Armut in Familien mit Kindern ein effektives Mittel im Kampf für größere Chancengleichheit wäre. Das ergibt sich auch aus internationalen Vergleichen intergenerationeller Mobilität. Die beiden autoritativsten dieser Studien (The Constant Flux von Eriksson und Goldthorpe24 sowie Persistent Inequalities von Shavit und Blossfeld25) ziehen denselben Schluss: Es hat im vergangenen halben Jahrhundert keinen realen Rückgang der Sozialvererbung gegeben, weder im Hinblick auf Bildung noch im Hinblick auf Einkommen. Zugleich aber benennen beide Studien Schweden als Ausnahme von dieser Regel und formulieren die Hypothese, dass dies ein positiver Effekt des ungewöhnlich egalitären schwedischen Wohlfahrtsstaates sein könnte. Tatsächlich gibt es Kinderarmut in Schweden - wie auch in Dänemark und Norwegen - fast überhaupt nicht.
Dauerhafte ökonomische Entbehrung und Unsicherheit sind vermutlich fundamentale, aber nicht hinreichende Ursachen geringer Lebenschancen. Sie sind fundamentale Ursachen deshalb, weil armen Eltern ganz einfach die Ressourcen fehlen, um die Zukunft ihrer Kinder planen und in die Zukunft ihrer Kinder investieren zu können. Nicht hinreichend ist diese Erklärung aber, weil sehr viel dafür spricht, dass "kulturelle" Faktoren ebenfalls entscheidend sind - vor allem hinsichtlich der kognitiven und motivationellen Entwicklung von Kindern.26 Evident ist, dass das "kulturelle Kapital" einer Familie einen großen Einfluss hat. Dabei gilt, dass "Kultur" und "Geld" nur schwach korrelieren. Das wiederum heißt, dass eine Strategie, die auf Einkommensumverteilung setzt, womöglich nötig, aber nicht ausreichend ist. Eine effektive Politik müsste zugleich die Ungleichheit der kulturellen Ressourcen angreifen, weil und insofern kognitive Fähigkeiten immer bedeutsamer für die Lebenschancen der Menschen werden.
Der Schlüssel heißt frühkindliche Förderung
Wir wissen, dass kognitive Fähigkeiten der Schlüssel zu den Bildungsleistungen von Kindern sind; sie sind zugleich die Vorbedingung für erfolgreiche Umschulung und Aktivierung im Erwachsenenalter. Wir wissen auch, dass die Erträge von Bildung steigen. Die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel, dass Menschen der Übergang von sekundärer zu tertiärer Bildung gelingt, verdoppelt und verdreifacht sich unter denjenigen, die in Tests kognitiver Fähigkeiten gut abschneiden.
Wir haben es mit einer Situation zu tun, in der die Herkunft der Eltern sowohl die kognitive Entwicklung wie die Bildungsleistungen der Kinder beeinflusst. Der Schlüssel liegt darin, eine Politik zu entwerfen, die den Einfluss ungleicher kultureller und kognitiver Ressourcen in den betreffenden Familien selbst beeinflusst. Das ist keine leichte Aufgabe, aber ein sehr suggestiver Hinweis ergibt sich aus internationalen Vergleichen der Wirkungen von elterlichem Sozialstatus auf die Bildungsleistungen von Kindern im Kohortenvergleich. Die wichtigen Informationen ergeben sich aus den Vergleichen im Zeitverlauf: War ein Land imstande, den Effekt der elterlichen Sozialvererbung zu verringern? Die Statistiken zeigen, dass es in den meisten Ländern überhaupt keinen Rückgang der Sozialvererbung gegeben hat; dies ist etwa in den Vereinigten Staaten, in Deutschland und Großbritannien der Fall. Im Gegensatz dazu haben die drei nordischen Länder Schweden, Dänemark und Norwegen erhebliche Rückgänge verbucht. Ganz besonders gilt das für Dänemark, wo die väterliche Ausbildung heute keinerlei Einfluss mehr auf die Sekundarschulleistungen der Kinder hat. Was frühere Forschung als schwedisches Ausnahmephänomen identifiziert hatte, ist inzwischen zur gemeinsamen skandinavischen Wirklichkeit geworden.
Wie lässt sich das erklären? Zweifellos sind die egalitären Anstrengungen der nordischen Wohlfahrtsstaaten zur Reduzierung von Kinderarmut bedeutsam. Aber es gibt eine zweite - zur ersten nicht in Konkurrenz stehende - Erklärung: Diese Länder - Dänemark voran, Norwegen als Nachzügler - setzen mittlerweile seit Jahrzehnten auf die allgemeine Versorgung mit Betreuungsmöglichkeiten für Kinder im Vorschulalter. Bei nahezu ausgeschöpften weiblichen Erwerbsquoten quer durch alle Bildungsgruppen profitieren die Kinder aus wirtschaftlich und/oder kulturell schwächeren Haushalten grundsätzlich von denselben pädagogischen Standards und kognitiven Impulsen wie Kinder mit privilegiertem Hintergrund.27 Deshalb bringen skandinavische Kinder bei der Einschulung unabhängig von ihrer sozialen Herkunft weitgehend homogene Voraussetzungen mit. Genau dies ist, was Experten betonen: Die allerwichtigste Phase der kognitiven Entwicklung liegt vor dem Schulalter. Kinder mit geringen kognitiven Ressourcen laufen Gefahr, im Zuge ihrer Bildungskarriere immer weiter zurückzufallen, weil Schulen schlecht dafür ausgestattet sind, vorausgegangene Versäumnisse wettzumachen.29
Leitern aus der Armut
Zum Abschluss: Größere Chancengleichheit ist nicht bloß aus ethischen oder gerechtigkeitspolitischen Gründen wichtig. Sie ist auch eine Bedingung für das Funktionieren der Gesellschaft von morgen. Deshalb können wir nicht hinnehmen, dass sich das Phänomen der Vererbung sozialer Nachteile immer weiter fortsetzt. Größere Chancengleichheit kann durch Sozialpolitik geschaffen werden. Mein Argument lautet, dass dafür eine Doppelstrategie notwendig ist, die zum einen bestehen muss aus effektiven Garantien gegen Armut im Kindesalter, zum anderen aus Maßnahmen zur Angleichung der kognitiven Stimuli für Kinder im Vorschulalter. Die skandinavische Lehre lautet, dass es sich bei solch einer Angleichung keineswegs um ein utopisches Projekt handelt. Tatsächlich ist eine Strategie für allgemeine und hochwertige Kinderbetreuung gleich in doppelter Weise ein Gewinnerthema: Sie hilft, Lebenschancen zu verbessern und ermöglicht zugleich mehr Erwerbsarbeit von Frauen. Kein Zweifel, diese Strategie erfordert beträchtliche Investitionen. Aber die Kosten, die unserer Gesellschaft entstehen, wenn diese Investitionen nicht unternommen werden, dürften bei weitem höher liegen.
Dabei sind die finanziellen Kosten des hier vorgeschlagenen Vorgehens sogar ziemlich niedrig. Im Hinblick auf Einkommensgarantien für Familien mit Kindern gilt: Machten wir die Garantie an der Hälfte des durchschnittlichen Haushaltseinkommens fest, würden sich die zusätzlichen Kosten für den Staatshaushalt auf nicht mehr als 0,2 Prozent des staatlichen Haushalts belaufen.29 Wenn die meisten Mütter erwerbstätig wären, lägen diese Ausgaben nicht in jedem Fall niedriger. Zu gewährleisten, dass Mütter berufstätig sein können, ist aber bei weitem die beste "Leiter" aus der Armut. Am allerwichtigsten ist es also, in Kinderbetreuung zu investieren. Ein umfassendes System hochwertiger Kinderbetreuung zu etablieren ist zweifellos teuer, doch hierbei muss eine vernünftige Gesamtrechnung angestellt werden: Wenn Frauen der Zugang zur Kinderbetreuung offen steht, sind die Unterbrechungen ihrer Erwerbskarrieren weitaus kürzer, was zu höheren Gesamteinkommen im Lebensverlauf führt. Berechnungen für das dänische System besagen, dass erwerbstätige Mütter die ursprünglichen Kosten der Kinderbetreuung selbst wieder einbringen, weil ihre langfristigen Erwerbseinkünfte (und damit ihre Steuerleistungen) weitaus höher liegen.30
Das Hauptargument gegen solche Überlegungen lautet, dass die Berufsintensität von Müttern (und Eltern) negative Auswirkungen auf die Entwicklung und die Schulleistungen ihrer Kinder haben könnte. Selbst wenn die Erwerbstätigkeit von Müttern positive Effekte haben sollte, weil sie Armut reduziert, muss dieses Ergebnis in der Tat abgewogen werden gegen die Möglichkeit, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kindern leiden könnte. Die bisherige Forschung zu dieser Frage liefert keine klaren Antworten. Überblicksstudien deuten darauf hin, dass die Berufstätigkeit von Müttern überwiegend positive oder zumindest neutrale Wirkung hat, dass aber schädliche Effekte eintreten, wenn der Beruf Stress und chronische Ermüdung mit sich bringt.31 Eine auf britische Daten gestützte Studie von Ermisch und Francesconi zieht den pessimistischeren Schluss, dass sich die Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern klar negativ auf das Lernverhalten ihrer Kinder auswirke.32 Die Wirkungen von Teilzeitarbeit sind weniger eindeutig. Die Interpretation dieser Ergebnisse wird dadurch erschwert, dass selbstverständlich auch die Erwerbsarbeit der Väter negative Effekte hat. Meine eigenen vergleichenden Analysen der PISA-Daten stützen Ermisch und Francesconi nur teilweise: Vollzeitberufstätigkeit von Müttern scheint in mehreren Ländern tendenziell negativen Einfluss auf die kognitive Entwicklung von Kindern zu haben. Zugleich aber hat Teilzeitarbeit offenbar rundum positive Effekte.
Es ist doppelt wichtig, den Einfluss elterlicher Erwerbsarbeit angemessen zu analysieren. Zum einen hängt viel davon ab, wann sie im Laufe der Entwicklung eines Kindes stattfindet. Negative Wirkungen betreffen Ermisch und Francesconi zufolge offensichtlich vor allem das jüngste Alter zwischen null und fünf Jahren. Hinzu kommt, dass sich schädliche Effekte eher aus der Art der Arbeit ergeben als aus der Tatsache mütterlicher Erwerbstätigkeit an sich. Zum anderen können wir annehmen, dass die Folgen mütterlicher Erwerbstätigkeit von Land zu Land verschieden ausfallen - und dort zu mehr Problemen führen, wo die außerfamiliäre Betreuung von Kindern niedrige oder unregelmäßige Qualität hat. Meinen Analysen der PISA-Daten zufolge jedenfalls existieren eindeutige nationale Unterschiede: In den skandinavischen Ländern scheint die Berufstätigkeit von Müttern, ob in Voll- oder in Teilzeit, nicht die geringsten negativen Effekte zu haben.
Betreuung, Lebenschancen, Produktivität
Am Ende müssen wir ganz einfach akzeptieren, dass die Erwerbstätigkeit von Müttern in allen fortgeschrittenen Gesellschaften zu einem universalen Phänomen wird. Die Herausforderung besteht deshalb darin, eine Politik zu entwerfen, die verhindert, dass dieses fait accompli schädliche sekundäre Wirkungen hat. Das führt uns noch einmal zurück zur Gesamtaufgabe moderner Familienpolitik. Wenn es so ist, dass elterliche Erwerbsarbeit die negativsten Auswirkungen in der frühen Kindheit hat, dann ist offensichtlich, dass die Politik freizügige und flexible Elternzeiten für Eltern kleiner Kinder ermöglichen muss. Insofern deutet Ermischs und Francesconis Befund, dass die Arbeit von Vätern ebenso problematisch sein kann wie die von Müttern, auf wichtige Substitutionseffekte zwischen Vätern und Müttern hin. Es kommt vermutlich weniger darauf an, wer bei den Kindern bleibt als darauf, dass überhaupt jemand bei ihnen ist. Anders gesagt: Hier liegt weitere argumentative Munition zugunsten von Elternzeitprogrammen, die von beiden Elternteilen wahrgenommen werden können.
Das führt uns zurück zur Frage der Betreuung. Wenn Betreuungspolitik nicht mehr wäre als eine Antwort auf die Forderungen von Frauen nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dann gäbe es a priori keinen Grund, weshalb sich der Sozialstaat dabei um universell hohe Qualitätsstandards kümmern sollte. Schließlich scheint, gemessen an Fertilität und weiblicher Erwerbsquote, in den Vereinigten Staaten diese Vereinbarkeit in ähnlich hohem Maße gewährleistet wie in Skandinavien. Aber die Verteilung vorschulischer Betreuung in Amerika ist ein Spiegelbild elterlicher Finanzkraft. Eine Minderheit genießt qualitativ hochwertige Betreuung; der große Rest muss sich mit informeller Betreuung (etwa durch die alte Dame von gegenüber) zufrieden geben oder ganz auf Betreuung verzichten.33 Deshalb erreichen amerikanische Kinder das Schulalter bereits in hohem Maße sozial geschichtet und sortiert. Deshalb weisen die Vereinigten Staaten so ungewöhnlich starke Korrelationen zwischen der sozialen Herkunft und den Lebenschancen ihrer Bürger auf.
Der zentrale Punkt ist, dass eine Politik des allgemeinen Zugangs zu qualitativ hochwertiger Tagesbetreuung für Kinder zwischen null und sechs Jahren zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Sie trägt offensichtlich dazu bei, das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu lösen, mit dem sich arbeitende Mütter herumschlagen. Und sie ist ein effektives Mittel im Krieg gegen die Vererbung sozialer Nachteile. Anders gesagt: Sie ist nicht nur eine "Win-win"-Politik, sondern auch eine effektive Investition in die Lebenschancen von Kindern und die zukünftige Produktivität unserer Gesellschaften.
Aus dem Englischen von Tobias Dürr
Anmerkungen:
1 Walter Bien, Changing Values Among the Future Parents of Europe: Paper Presented at the European Observatory of Family Matters, Sevilla, 15. und 16. September 2000; K. Hank und K. Kohler, Gender Preferences for Children in Europe, in: Demographic Research 2 (2000).
2 Jonathan Gershuny, After Industrial Society: The Emerging Self-Service Economy, London 1979.
3 Fritz W. Scharpf und Vivien A. Schmidt, Welfare and Work in the Open Economy, Oxford 2000.
4 Gøsta Esping-Andersen, The Social Foundations of Postindustrial Economies, Oxford 1999.
5 OECD Employment Outlook, Paris 2000; Gøsta Esping-Andersen, The Social Foundations (Anm. 4).
6 Gøsta Esping-Andersen, Why We Need a New Welfare State, Oxford 2002.
7 Als Überblick vgl. J. Waldvogel, Child Care, Women′s Employment, and Child Outcomes, in: Journal of Population Economics 15 (2002); Gøsta Esping-Andersen, Why We Need a New Welfare State (Anm. 6).
8 Bruce Bradbury, Stephen P. Jenkins und John Micklewright, The Dynamics of Child Poverty in Industrialized Countries, Cambridge 2001; Koen Vleminckx und Timothy M. Smeeding, Child Well-Being, Child Poverty and Child Policy in Modern Nations: What Do We know?, Bristol 2001.
9 In Großbritannien liegt die Armutsquote unter Kindern, deren Eltern beide arbeiten, nur bei drei Prozent.
10 Gøsta Esping-Andersen, Why We Need a New Welfare State (Anm. 6).
11 Robert H. Haveman und Barbara Wolfe, Succeeding Generations: On the Effects of Investments in Children, New York 1995; Greg Duncan und Jeanne Brooks-Gunn (Hrsg.), Consequences of Growing Up Poor, New York 1997; Susan E. Mayer, What Money Can′t Buy: Family Income and Children′s Life Chances, Harvard 1997.
12 Susan E. Mayer, What Money Can′t Buy (Anm. 11).
13 OECD Employment Outlook, Paris 2001.
14 David Card, The Causal effect of Education on Earnings, in: Orley Ashenfelter und David Card (Hrsg.), Handbook of Labor Economics, Bd. 3, New York 1999; Samuel Bowles, Herbert Gintis und M. Osborne, The Determinants of Earnings: A Behavioral Approach, in: Journal of Economic Literature XXXIX (2001).
15 Mehr als 20 Prozent der 16- bis 25-jährigen Amerikaner erreichen nur ein "dysfunktionales" kognitives Niveau. In mehreren europäischen Ländern erreichen bis zu 30 Prozent der Jugendlichen nicht das Äquivalent von Sekundarschulbildung.
16 Robert Eriksson und Jan O. Jonsson meinen, dass die schwedischen Reformen seit den sechziger Jahren geholfen haben, die traditionellen Klassenmuster im Bildungswesen zu reduzieren. Vgl. dies., Can Education be Equalized? The Swedish Case in Comparative Perspective, Boulder, Col. 1996.
17 James J. Heckman, Doing It Right: Job Training and Education, in: The Public Interest 1999.
18 Yossi Shavit und Hans-Peter Blossfeld, Persistent Inequality: Changing Educational Attainment in Thirteen Countries, Boulder, Col. 1993; R. Eriksson and J. Goldthorpe, The Constant Flux: A Study of Class Mobility in Industrial Societies, Oxford 1992; OECD Employment Outlook, Paris 2001.
19 Als Überblick vgl. Robert H. Haveman und Barbara Wolfe, Succeeding Generations: On the Effects of Investmens in Children (Anm. 11); Gary Solon, Intergenerational Mobility in the Labor Market, in: Orley Ashenfelter und David Card (Hrsg.), Handbook of Labor Economics (Anm. 14)
20 Gary Solon, Intergenerational Mobility (Anm. 19).
21 Robert H. Haveman und Barbara Wolfe, Suceeding Generations (Anm. 11); G. Duncan und J. Brooks-Gunn, Consequences (Anm. 11), Susan E. Mayer, What Money Can′t Buy (Anm. 12).
22 J. Lawrence Aber und D. Elwood, Thinking About Children in Time, in: B. Bradbury et. al. (Anm. 8).
23 Bruce Bradbury et. al. (Anm. 8); Koen Vleminckx und Timothy M Smeeding, Child Well-Being (Anm. 8).
24 Robert Eriksson und John H. Goldthorpe, The Constant Flux (Anm. 18)
25 Yossi Shavit und Hans-Peter Blossfeld, Persistent Inequality (Anm. 18).
26 Christopher Jencks et.al., Inequality: A Reassessment of Family and Schooling in America, New York 1972; P. DeGraaf, Parents′ Financial and Cultural Resources, Grades, and Transitions to Secondary School, in: European Sociological Review 4, 1998.
27 Am aufschlussreichsten ist das außerordentlich hohe Niveau der Beschäftigung unter alleinerziehenden Müttern (etwa 75 bis 80 Prozent in Dänemark und Schweden). Tagesbetreuung ist für alleinstehende Mütter faktisch kostenlos.
28 OECD Employment Outlook, Paris 2002.
29 Gøsta Esping-Andersen, Why We Need a New Welfare State (Anm. 6).
30 Gøsta Esping-Andersen, Why We Need a New Welfare State (Anm. 6).
31 Greg Duncan und Jeanne Brooks-Gunn (Hrsg.), Consequences (Anm. 11); Robert H. Haveman und Barbara Wolfe, Succeeding Generations (Anm. 11).
32 John Ermisch und Marco Francesconi, Intergenerational Mobility in Britain: New Evidence from the BHPS, in: Miles R. Corak (Hrsg.), The Dynamics of Intergenerational Mobility, Cambridge, i. E.
33 J. Waldvogel, Child Care, Women′s Employment, and Child Outcomes (Anm. 7).