Immer ein bisschen sozialarbeiterisch

Auf dem deutschen Weg in Djibouti. Impressionen von einem Marinestützpunkt in Afrika

Ein Wegweiser an der Wand des Hangars zeigt in die Ferne, nach Hause. "5390 Kilometer" steht darauf, und "Kiel". Auf der Platte vor dem Hangar stehen zwei deutsche Marinehubschrauber. Schön ist es hier nicht, nur heiß, staubig, infektiös, elend, ereignisarm. Die Truppenkontingente, tausend Mann, wechseln alle drei beziehungsweise sechs Monate. Deutscher Marinestützpunkt Djibouti, Afrika. Vielleicht ein Hinterland des Terrors. Wie ist die Stimmung in der Truppe, Herr Admiral? - Gut, sagt der Befehlshaber, der auch den multinationalen Einsatzverband im Indischen Ozean kommandiert. - Gut? Wir fragen andere Soldaten. Hören Klagen über das Klima, die Bekleidung, den Dienstplan.


Aber da ist ein Unterton. Abends, nach dem zweiten Gin Tonic, beginnt gesprächsweise die komparative Lageverbesserung. Die Deutschen seien beliebt an diesem Ende der Welt. Gewiss beliebter als die ehemaligen Kolonialherren, die Franzosen, die noch im Land stationiert sind. Die Deutschen haben Medikamente gespendet und Geld gesammelt für das örtliche Waisenhaus. Sie zahlen für jede tatsächliche oder vermeintliche Dienstleistung der Gastgeber und sagen dazu auch noch Dankeschön. Die Deutschen fragen nach Problemen und bieten Rat und Tat an, immer ein bisschen sozialarbeiterisch - Entwicklungshelfer in Uniform. Sie schotten sich nicht so sichtblendenperfekt und stacheldrahtschroff von der Stadt ab wie die Amerikaner. Überhaupt die Amerikaner! Immer einen Dreh zu zackig, zu überlegen, zu weltmachtbewusst. Das kommt nicht so gut an in Djibouti und anderswo.

Der deutsche Weg, nach dem vierten Gin Tonic, bedeutet, dass man weiß, was man tut. Dass auch klappt, was man anpackt. Dass Gewalt das wirklich allerletzte Mittel ist. Dass man kooperativ, multilateral, internationalistisch vorgeht. Dass man auch zu kleinen, unnützen Partnern nett, nett, nett ist; bestimmt kann man gut "zusammenarbeiten", vielleicht sind sie "anders begabt". Dass man sich da nicht auf jeden verlassen kann, wird bei der Planung diskret berücksichtigt.


So ist das Image der deutschen Soldaten hier, unser Selbstbild in einem fernen, kleinen Land in Afrika: selbstbewusst, gründlich, effektiv. Einer sagt, darauf sei er stolz. Und irgendwie schwingt dabei immer der kritische Vergleich mit dem supergroßen Verbündeten mit. Freundlich betrachtet bedeutet diese neue deutsche Perspektive aber keine antagonistische Konkurrenz zu den Amerikanern, sondern bloß ein bißchen mehr außenpolitischen Wettbewerb um den richtigen Weg - zum gleichen Ziel. Die gemeinsame Operation heißt Enduring Freedom, dauerhafte Freiheit.

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