Und jetzt: alle in die politik lounge
In jüngster Zeit haben Hunderttausende Jugendliche für den Frieden demonstriert. Den Krieg konnten sie nicht verhindern. Dennoch war es allen ein wichtiges Anliegen zu zeigen, dass sie einen Krieg gegen den Irak nicht unterstützen. Viele dieser jungen Mensche wären dafür zu gewinnen, sich politisch zu engagieren und demokratische Grundwerte in der Zukunft zu verankern.
Dass alle Parteien ein Nachwuchsproblem haben, ist bekannt. Zwar hat die SPD mit rund 60.000 Mitgliedern unter 35 die meisten jungen Menschen in ihren Reihen, doch darunter sind weniger als 20.000 unter 25 Jahren; der Altersdurchschnitt aller SPD-Mitglieder beträgt 55 Jahre. Bei der Bundestagswahl 2002 hatte die SPD ein recht gutes Wahlergebnis bei den 18- bis 24-Jährigen. Allerdings hat sich die Zustimmung junger Menschen für die SPD kaum in der Mitgliederzahl niedergeschlagen. Das liegt weniger an einer bestimmten Politik, sondern eher an der allgemeinen Politikerverdrossenheit unter Jugendlichen.
Unsere Gesellschaft ist von der Angst geprägt, einmal Erreichtes wieder zu verlieren. Aber wir dürfen uns nicht nur damit begnügen, das Errungene zu sichern. Das erwarten gerade junge Menschen von der Politik: Lösungen, die auch ihrer Lebenswirklichkeit gerecht werden. Jugendliche haben heute mit ganz anderen Unsicherheiten umzugehen als ihre Vorgängergenerationen. Zahlreiche Jugendliche meinen nicht zu Unrecht, dass die Entscheidungsträger die Lebenswirklichkeit ihrer Generation nicht kennen. Gerade deshalb ist die Kommunikation zwischen Älteren und Jüngeren innerhalb einer Partei wichtig.
Politische Willensbildung findet - verfassungsgemäß - in den Parteien statt. Die SPD muss sich daher bemühen, möglichst viele junge Menschen an sich zu binden. Ziel darf es nicht sein, einfach nur die Zahl der jungen Parteimitglieder zu erhöhen. Schließlich sind die Jungen die führenden Parteimitglieder von morgen. Schon jetzt bringen sie wichtige Inspirationen und Ideen in die Partei ein, die die Älteren als Denkanstöße annehmen sollten.
Auch für die Frage, wie die SPD zum Beispiel den Sozialstaat reformieren sollte, bedarf es des Diskurses mit jungen Menschen. So fordert auch Sigmar Gabriel, dass sich mehr als bisher die ganze Bandbreite der Gesellschaft in den Gremien der SPD wiederfinden muss. Den jungen Interessierten muss klar gemacht werden, dass es auf dem Wege der Parteiarbeit vielfältige spannende Möglichkeiten gibt, mitzumischen und Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen.
Die SPD braucht also eine gezielte Nachwuchsförderung. Einen Versuch, junge Menschen an die Partei heranzuführen, macht die Veranstaltungsreihe politik lounge. Besonders den bereits politisch Interessierten, die auch eine gewisse Neugier mitbringen, die SPD kennen zu lernen, soll mit der politk lounge ein Forum geboten werden.
Seit einigen Jahren schon veranstaltet der Berliner SPD-Landesverband den alex-Aktionswettbewerb. Dieser größte Jugendaktionswettbewerb Berlins bietet Jugendlichen die Möglichkeit, eigene Projekte zu realisieren. Die einzelnen Projekte stellen sich zusätzlich einem Wettbewerb, der in verschiedene Kategorien unterteilt ist und deren Gewinner auf einer Gala am 19. Mai prämiert werden. Die im Rahmen des alex-Aktionswettbewerbs Aktiven sollen nach Abschluss des Wettbewerbs auch weiterhin Angebote der SPD zum Mitmachen erhalten. Als Angebot zum Kennenlernen veranstaltet der Landesverband deshalb zusammen mit den Jusos und dem alex-Team die politik lounge. Unter dem Motto Politik: zum Gähnen langweilig - von wegen! fand am 29. April die Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe politik lounge mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse im Berliner Abgeordnetenhaus statt. Geboten wurde den alex-members sowie den eingeladenen Jung- und Neumitgliedern ein spannendes Diskussionsforum, in dem Thierse die jungen Leute mit all ihren Fragen anhörte und seinerseits erläuterte, was man in der Politik einer Demokratie im Kleinen und Großen so alles bewegen kann.
Neben der Diskussion mit hochrangigen Parteifunktionären bietet die politik lounge auch die Gelegenheit zur Kontaktaufnahme zu den jungen Aktiven in der Partei. Zur politik lounge gehört auch der gemeinsame chill-out drink im Anschluss an die Gesprächsrunden.
Als ein nächster Schritt im Rahmen der Nachwuchsförderung sollten Seminare für bereits aktive Jusos sowie Jung- und Neumitglieder in Form von Presse- und Öffentlichkeitsarbeits- oder Rhetorikseminaren stattfinden. Außerdem sollten Kenntnisse über die Geschichte, die Strukturen und Grundsätze der Sozialdemokratie vermittelt sowie Ideen-Workshops zu bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten veranstaltet werden.
Die SPD soll nach den Worten von Generalsekretär Olaf Scholz ein Ort sein, an dem es um die Dinge geht, die einem selber wichtig sind. Gleichzeitig brauchen die Jugendlichen konkrete Angebote und Anreize, die klar machen, dass es sich lohnt, sich politisch zu engagieren und sich für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft stark zu machen. Ihnen gilt es, die Tür zu öffnen. Womöglich finden sie dann auch Gefallen daran, in der espede lounge Platz zu nehmen.
Die nächsten Termine der politik lounge:
3. Juni 2003: Was haben Junge in der Politik zu suchen? Diese Frage beantworten die jungen Abgeordneten Claudia Tietje (SPD) und Alex Bonde (Bündnis 90/Die Grünen).
1. Juli 2003: Mittendrin statt nur dabei! Demokratie lebt von Mitbestimmung, weiß die Bundesfamilien- und Jugendministerin a.D. Christine Bergmann.
Aktuelle Informationen unter www.politiklounge.de