Rot-gelb-grüne Perspektiven?
Als progressives Tendenzorgan unternimmt die Berliner Republik derzeit den Versuch, diesen Einsichten Rechnung zu tragen. Im vorigen Heft machte sich auf unseren Seiten der Politologe Jens Hacke auf die Suche nach sozialliberalen Perspektiven für unsere Zeit. In dieser Ausgabe greifen unsere Suchbewegungen weiter aus. Dabei kommt neben dem Historiker Paul Nolte auch der grüne Vordenker Peter Siller zu Wort, der die Möglichkeiten und Hindernisse rot-gelb-grüner Fortschrittspolitik aus der Perspektive seiner Partei bewertet. Auch Siller kommt mit Blick auf das Verhältnis zur FDP zu dem Ergebnis: „Beides – Analyse und Gespräch – wären notwendig, um nicht völlig unvorbereitet in die eher unwahrscheinliche Ampel zu stolpern. Dabei geht es weniger um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten, die es nicht gibt, als um eine gemeinsame Reflexion auf Themenfeldern, die für beide Seiten von inhaltlichem und strategischem Interesse sind – im Bewusstsein der Divergenzen.“ Abgerundet wird die Suche nach progressiven Anknüpfungspunkten in diesem Heft daher durch einen Essay von Christian Lindner, in dem der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP sein Bild einer liberalen Politik für Freiheit und Fairness entfaltet. Dass Rote, Gelbe und Grüne im Hinblick auf die Begriffe „Teilhabe“ und „Lebenschancen“ Gemeinsamkeiten finden könnten, wie Paul Nolte meint, wird durch die verschiedenen Beiträge keineswegs widerlegt. Wichtig wäre aber, über die bloße Mutmaßung hinaus einfach einmal ins direkte Gespräch zu kommen.