Bitte, Herr Peer!
Angela: (Kabinettssaal: Angela sucht den Stuhl mit der hohen Lehne, findet ihn mit Steinmeiers Hilfe) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Willkommen im Neuen Jahr. Ich eröffne die Sitzung und begrüße in Vertretung eine bisher in unserem Kreise nicht so bekannte Kollegin. Bitte sagen Sie doch etwas zu sich, Verehrte.
Karin: Mir sagen immer alle, dass ich sooo gut bin. Das finde ich auch. Das fand ich übrigens schon immer und deswegen sitze ich heute hier und freue mich ganz doll.
Angela: Und wer sind Sie bitte?
Karin: Ich bin die Karin aus dem Schwabenland und ich arbeite in der Regierung.
Angela: Aha. Und wo genau?
Karin: Ich arbeite für die gesamte Regierung und das Wohl aller Mensche.
Angela: ?
Karin: Mein Spezialgebiet ist die Raumordnung. Der Minister dazu heißt Tiefensee oder so, aber den sehe ich nicht so oft, weil ich schrecklich viel zu tun habe und immer so gut bin.
Angela: Aha, dann nehmen Sie doch bitte Platz.
Karin: Danke, aber ich spreche lieber im Stehen, da kommt meine Stimme besser zur Geltung.
Angela: Sie sind jetzt gar nicht dran, Frau Staatssekretärin!
Karin: Vielen Dank, Frau Bundeskanzlerin, ich beginne mit einer kurzen Einleitung und werde dann unter Streifung meiner Verdienste ...
Michael: (erhebt sich leicht aus dem Sessel) Schluss iss! Sezt di nieder! Halt die Goschn!
Karin: Darauf komme ich später zu sprechen. Ich fahre fort ...
Michael: (schiebt Frau Staatssekretärin samt Sessel aus dem Saal, leise verebbt die Stimme)
Angela: Danke, Herr Bundesminister, ich erteile dem Finanzminister und Vizekanzler das Wort.
Franz: Ich danke auch, bin aber Minister für Arbeit und Soziales, Frau Kanzlerin.
Angela: Ach ja. Ich meinte Herrn Steinbrück.
Franz: ?
Peer: Ich lasse natürlich Herrn Müntefering den Vortritt.
Angela: Noch habe ich hier das Sagen, bitte Herr Peer.
Peer: ?
Angela: Nun mal los!
Franz: Das sage ich dem Wasserhövel!
Peer: Nun denn, wie Sie wollen Frau Chefin: Ich grüße den Elferrat der Tagträumer mit einem hanseatisch-rheinischen Alaaf und wünsche Euch ein wunderbares Jahr 2006. Knete gibt es keine. Jedenfalls nicht für die merkwürdigen Vorhaben, die mir Eure Haushaltsdirektoren aufgelistet haben. Ich zitiere auswahlweise frei Schnauze: Kollege Jung will einen Flugzeugträger mit Taufnamen Roland Koch der Erste, Münte ein eigenes Vize-Kanzleramt mit allem Pipapo, Michael einen Hochsicherheitstrakt für Stoiber, Ursula Geld für den Blondierungszwang ab dem dritten Kindergartenjahr und so weiter und so fort. Ich sage nur: Das könnt ihr Euch allesamt von der Backe schmieren. Das endet meinen Vortrag.
Karin: (hat sich wieder reingeschlichen) Und der Tiefendingsda, der will, dass ich mehr Geld für meine tollen linken super Ideen bekomme. Ich denke da an die neue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr in...
Angela: Michael!
Michael: Raus!
Karin: Ich gehe ja schon.
Angela: Ich gebe nun unserem Gast das Wort.
Döpfner: Danke. Der Springer-Konzern ist bereit, auf die Zeitschrift Tier mit Herz zu verzichten, wenn er dafür SAT.1, Pro Sieben, N24 und Kabel 1 zusammenlegen darf.
Michael: Das halte ich für voll genehmigungswürdig.
Gabriel: Nicht Tier mit Herz , das bitte nicht! Wenn das in andere Hände fällt, dann Gnade uns Gott!
Seehofer: Ich stimme dem Kollegen Gabriel vollinhaltlich zu.
Döpfner: Dann eben Frau im Spiegel.
Michael: Ja, das geht dann klar.
Angela: Aber die Frau im Spiegel gehört doch gar nicht zu Ihrem Konzern.
Döpfner: Egal.
Michael: Jetzt werden Sie doch nicht kleinlich, Angela.
Angela: Jetzt machen Sie mal ein vernünftiges Angebot, das auch mein Mann verstehen kann.
Döpfner: (telefoniert kurz mit Friede) Wir würden uns mit Schmerzen von der Sonderausgabe „Biochemie für Kinder unter drei“ trennen, die als Beilage der Weltbild erscheint und sehr gern gelesen wird. Das ist unser letztes Angebot.
Angela: (telefoniert kurz mit Joachim) Nein, inakzeptabel.
Michael: Dann eben die Bäckerblume!
Karin: Oder die FAZ, die versteht eh keiner.
Münte: Ich schlage den Vorwärts vor.
Ursula: Und ich meinen Vater.
Döpfner: Meine Damen und Herren! Hiermit erkläre ich verbindlich und zu Protokoll: Der Springer Konzern verzichtet ab heute und sofort auf Ernst Albrecht und alle von Ihnen aufgeführten Massenpublikationen. Weil sie sich so schnell geeinigt haben und so kooperativ zusammensitzen, will ich noch einen drauftun: Wir geben die Bild auch noch ab. Es gibt da einen italienischen Interessenten ... Mehr darf ich dazu leider nicht sagen.
Michael: Alles gut!
Angela: Ich danke Ihnen sehr, Herr Vorstandsvorsitzender! Und komme nun zum Schluss dieser Kabinettssitzung. Hat jemand noch etwas unter Verschiedenes?
Karin: (kaut am Knebel)
Angela: Dann danke ich Ihnen allen. Voran Herrn Döpfner, für dessen Großzügigkeit ich noch einmal danke. Ich hoffe sehr, dass Sie sich darüber freuen können, dass ich Ihnen per Richtlinienkompetenz nun auch das ZDF mit in das Paket packen möchte.
Döpfner: Danke, Frau Merkel. Aber dafür zahlen wir nicht. Das haben wir schon lange in unserem Besitz.
Angela: Ach so. Ich schließe die Sitzung.