Die neuen Kräfte sammeln sich
Angela: Hör mal Laui, was sagst du eigentlich zum Papst und den Homos? Ich meine mit der Ehe und so.
Laui: Der blöde Probst kann mir mal gestohlen bleiben mit seinen Demos. Immer dasselbe und nix zur Sache. Typisch Soze. Was für ein Probst eigentlich?
Angela: (lauter) Papst, Laui, Papst! Und Homos! Keine Demos. Hörst du schlecht?
Laui: Der Typ von der Jungen Union hat mir heute Morgen mein Hörgerät weggenommen. Über 50 gibt′s keins mehr, sagt er.
Angela: Der Westerwelle ist auch schon so alt. Der Ärmste musste gestern seine Stehhilfe
abgeben. Fiel dann auch gleich um. Fiel aber nicht auf, weil der ja umfallen von uns allen am Besten kann.
Laui: Was für eine Sehhilfe denn? Der Westerwelle soll doch farbenblind sein. Was hilft da eine Sehhilfe? Und warum fällt der dann ohne Brille um?
Angela: (noch lauter) Steh! Stehhilfe! Mensch, Laui, du musst dir dringend ein neues Hörgerät besorgen. Ich zahl auch den Arbeitgeberanteil dazu. Red′ doch mal mit der Jungen Union, ob sie dir auf dem Gnadenwege eins erlauben.
18: (von rechts) Hallo, ihr Lieben! Habt ihr mal ein Ohr für mich?
Angela: Ich ja. Der Laui hört gerade total schlecht, weil die Junge Union dem das Tutrohr weggenommen hat. (laut) Nicht wahr, Laui, dein Tutrohr fehlt dir schon sehr, mein schlauer Laui, oder?
Laui: Welcher Tutor?
18: Mich hat eben der Graf Otto angerufen. Mann, war der sauer! Eine Gruppe Junger Liberaler hat ihn nach seinem Berechtigungsschein für den Krückstock gefragt. Den bräuchte ein Jüngerer und er solle ihn abgeben.
Roland: (von rechts) Sodele, ihr Lieben! Guuuten Tag! Hier kommt euer rasender Roland aus dem Hessenlande. Mal her mit den Klamotten!! Gebisse zuerst, dann die Rollstühle und Krücken! Hopp, hopp, das wird woanders gebraucht. Eine Ausnahme mache ich: Angela darf ihr Haarteil behalten.
Angela: Mein was, bitte?
Roland: Oder ist das eine Echthaarperücke? Dann bitte in die Kiste. Die steht dir nicht mehr zu.
Angela: Meine Haare sind echt, du Trölli! Die kann ich gar nicht abgeben. Generationenkonflikt hin oder her!
Roland: Das hat der Schröder auch gesagt. Nix da. Her damit! (greift Angela in die Haare und legt die Perücke in den Sammelkorb)
Angela: (schreiend links ab)
18: (versucht heimlich, nach rechts abzutaumeln)
Roland: Hey 18! Wo ist denn deine liberale Stehhilfe? Schon abgegeben?
18: (schaut sich erstaunt um) Wen meinst du?
Roland: Na, den anderen Liberalen, der immer im Fernsehen rumläuft. Deine Stehhilfe eben. Wie heißt der noch mal? Kriegst du den von der Kasse?
18: So einen kenn ich nicht. Ich bin auch im Fernsehen immer allein. Macht auch mehr Spaß und ich kann dann markiger sein und klarer und schlauer und nachdenklich und so. Ich muss jetzt zu Otto und ihm seinen Stock zurückbringen.
Roland: Alter?
18: Otto ist so rund um 80 oder 100 oder so.
Roland: Aha. Ab 40 gibt′s keine Stöcke mehr. Nur noch für Liberale. Damit die nicht andauernd auf die Fresse fliegen. Otto ist kein Liberaler. Otto kriegt demzufolge auch keinen Stock.
18: Ich bitte dich! Otto ist unser Ehrenvorsitzender!
Roland: Sag ich doch. Kein Liberaler. Also kein Stock.
18: Und wo hast du deinen Kopf abgegeben?
Roland: (haut 18 gegen die Glocke. 18 fällt um) Wozu braucht der noch ′ne Stehhilfe, wenn er überhaupt nicht stehen will? Was für ein Knödelchen.
18: (vom Boden) Das verbitte ich mir! Hier liegt die Zunge an der Waage. Der deutsche Liberalismus gehört nicht an den Boden sondern in die Regierung!
Angela: (von links mit Kopftuch) Dann geh′ doch nach drüben. Oder nach Kabul. Die brauchen jetzt jeden. Sogar Liberale. Berlin aber, liebe Freundinnen und Freunde, Berlin ist nicht Kabul!
Der Typ von der Jungen Union: Hallöle! Hier kommt die Jugendhilfe! Wir sammeln für die Generationenfront! Im vollen Kampf gegen Greisentum und Kalkrückstände.
Angela: Wo sind meine Haare, du Troddel? Ich muss zu Christiansen. Mach schnell!
Der Typ von der Jungen Union: Die hat ihre Haare auch schon abgegeben. Die Reiche ist schon ganz scharf drauf. Für ihre Hochzeit. Die darf noch bis 30. Dann ist auch da Sense.
Pronold: (sichert nach allen Seiten, schleicht dann näher, leise) Parole: Systemwechsel! Bin ich hier richtig an der Generationenfront?
Der Typ von der Jungen Union: Willkommen Proni! Klar bist du bei uns richtig. Wie suchen gerade die unverbrauchten Gesichter mit den klaren Ideen und dem totalen Zukunftspotential. Da kommst du genau zur rechten Zeit.
Pronold: Wie wunderbar. Die ganze Mischpoke auf der Linken geht mir seit Jahrtausenden auf den Keks. Und bayerische Jusos fühlen sich traditionell wohl in der CDUCSUUNION. Ich habe verstanden.
Der Typ von der Jungen Union: Na siehste, wir Jungen müssen zusammenhalten. Gegen die Alten. Gegen Hüftoperationen und Zahnersatz. Gegen die Regierung. Hast du uns zum Einstand denn auch was mitgebracht?
Pronold: Draußen sind die Andrea und der Niels von den Jusos. Die sind doch auch gegen die blöde Agenda von dem Schröder. Die wollen nun auch bei euch mitmachen.
Angela: Ach Proni, das ist aber nett. Die beiden haben uns doch schon immer so dolle geholfen. Kommt rein, ihr Schnurzelchen!
Niels Andrea Pronold: Jausa, jausa. Endlich heim. Wie schlimm war′s doch allein. Nun wird es wahr, nun sind wir da! Jausa jausa heirassa!
Roland: 18, du kannst nun wieder aufstehen. Die neuen Kräfte sammeln sich.
18: (erhebt sich behände) Mit NielsAndreaPronold wird alles gut. Der deutsche Liberalismus hat wieder eine Quadriga und wiehert am Brandenburger Tor. Die Macht schlottert in den letzten Zügen.
Der Typ von der Jungen Union: Und was ist mit mir? Das war schließlich alles meine Idee!
NielsAndreaPronold: In deinem Alter gibt es sogar noch Hirnimplantate auf Kasse. Da würd′ ich mich mal anstellen.
Der Typ von der Jungen Union: Mutti, hilf! Politik ist ein schmutziges Geschäft (fällt um).
Pieper: (schaut um die Ecke) Liebchen, weißt du wo deine alte Zahnspange ist? Opa kriegt das Schnitzel nicht durch.