Peter Sodann ist Sarah Palin
Das Arsenal der karikaturesken Gestalten leidet nicht an Nachwuchsmangel. Die älteren Mimen werden von Michael Glos angeführt, dem die Rolle des Heroen spätestens nach Jopis Abtritt von der Bühne angedient werden soll. Tragisch.
Mindestens so traurig wie der Umgang des Tagesspiegel mit allen Substantiven auf -at/nt/: „Den Präsident stört das nicht, er hat seinen Automat dabei.“ Oder Peter Sodann. Die Sarah Palin der Linkspartei.
Der Dante hätte solche Lichtgestalten weder in Himmel noch Hölle gelassen. Aber der Hildesheimer.
Ich zitiere: „Die Hölle stelle ich mir vor, wie das Zillertal. Oder wie die Tulpenfelder Hollands, oder die Passionsspiele in Oberammergau. Oder wie St. Moritz im Sommer. Jeden zweiten Tag ein neunstündiges Passionsspiel. Dazwischen Musik angesichts von Tulpen. Jeden Abend ein Konzert der Wiener Sängerknaben oder der Regensburger Domspatzen, wenn das nicht dieselben Knaben bzw. Spatzen sind. Vormittags die Moldau unter Karajan oder etwas auf Originalinstrumenten, handgebastelt und missgestimmt von Harnoncourt. Oder Triosonaten von Telemann, Piccolini, Ricotta, dal’Abaco, Locatell oder von Telemann, Rosenmüller, Eppenbauer Vater und Sohn, Wenzlsberger, Telemann, Muffat, Telemann oder von Hans Christian Bach oder von Wilhelm August Bach oder von Carl Maria Bach oder Johann Wolfgang Bach oder Wilhelm Friedemann Bach oder von Georg Telemann Bach für neun Blockflöten und Continuo. Es spielen Giselher Schramm, Hiroshima Kajumi, Rainer Weckerle, Kakuzo Kozikawe, Irmengard Wäwerich Sträubler, Hedwig Wunderlich-Buhbe, Kazakumi Kozikawe – vermutlich der Bruder oder die Schwester oder die Frau oder der Mann von Kakuzo Kozikawe, vielleicht aber auch Vater oder Sohn – am Continuo Luitgard-Maria Tashayumi-Spechtle, eine übrigens nicht unbedeutende Continuistin, von der man, so fürchte ich, noch hören wird.“
Hören sollte man zudem auf den Altmeister der politischen Analyse, dem ich hier und jetzt mangels eigener, besserer Formulierungen ebenso Raum geben muss: „Wenn die Unternehmer alles Geld im Ausland untergebracht haben, nennt man dieses den Ernst der Lage. ... Dass der Arbeiter für seine Arbeit auch einen Lohn haben muss, ist eine Theorie die heute allgemein fallen gelassen worden ist. Auch die Aktiengesellschaften sind ein wichtiger Bestandteil der Nationalökonomie. Der Aktionär hat zweierlei Rechte: er ist der, der das Geld gibt, und er darf bei der Generalversammlung in die Opposition gehen und etwas zu Protokoll geben. ... Jede Aktiengesellschaft hat einen Aufsichtsrat, der rät, was er eigentlich beaufsichtigen soll. Die Aktiengesellschaft haftet dem Aufsichtsrat für pünktliche Zahlung der Tantiemen. Diejenigen Ausreden, in denen gesagt ist, warum die A.G. keine Steuern bezahlen kann, werden in einer sogenannten Bilanz zusammengestellt.“
Das war Kurt Tucholsky. 1931. Ich gebe auf. Ihre Thea.