Was wär das Leben ohne Skat?
Mit Johanna, Hermann und Thomas jenseits der Regierungsbank
Thea: Sehr geehrte Frau Professor Wanka! Sie wollen „Alltagswissen“ als Schulfach einführen?
Wanka: Ich sehe unsere Kinder von Defiziten umzingelt. Wie kommen sie ohne Korkenzieher an den Wein? Schälen einer Banane ohne die blöden Fäden, züchten von Hanf oder surfen im dunklen Internet? Auch denke ich ans Kochen, Ölwechseln und wie ich Opa den Rollator richten kann.
Ich guck mir immer die kleinen Filmchen bei Focus-Online an und stelle fest, was unsere Kinder alles nicht können. Gerade letzte Woche: „Mit diesem Bargeldtrick treiben Sie die GEZ in den Wahnsinn“ oder „Aus diesen Gründen sollten Sie auf eine betriebliche Altersvorsorge verzichten“. Mein absoluter Liebling ist: „Sie haben Wasser bisher stets falsch aufgekocht“. Abgründe über Abgründe tun sich da auf.
Thea: Gehört gutes Benehmen auch dazu?
Wanka: Nein, das steht dem Fortkommen unserer Kleinen eher im Wege.
Thea: Sollen diese Fähigkeiten geprüft werden?
Wanka: Was sonst? Herde, Autos und Computer haben wir in den Schulen ja schon. Und irgendein Opa zum Dranrumschrauben findet sich immer.
Thea: Wie oft sehen Sie Hermann Gröhe?
Wanka: Wir sitzen oft auf der Bank nebeneinander.
Thea: Regierungsbank?
Wanka: Sie belieben zu scherzen. Der arme Hermann müsste eigentlich neben Schwesig und Maaß sitzen. Neben mir wäre rechts der Gang und links die Hendricks. Vor mir Nahles und Schäuble. Ganz schlimm.
Thea: Wo sitzen Sie dann neben Hermann?
Wanka: Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.
Thea: Und warum dort?
Wanka: Es war von seinem Amtssitz und meinem ungefähr gleich weit weg. Und seitdem wir nicht mehr arbeiten, haben wir diese wunderbaren Treffen einfach beibehalten.
Thea: Auf der Internetseite der Bundesregierung sind sie beide immer noch im Amt.
Wanka: Der Mao war auch schon Jahre tot, bevor er offiziell sterben durfte. Das hat die Kanzlerin so entschieden.
Thea: Das mit Mao?
Wanka: Herzchen, Sie gehen mir auf den Keks.
Thea: Was machen Sie beide auf dem Gottesacker?
Wanka: Wieso beide? Manchmal ist auch der Thomas dabei. Dann spielen wir Skat.
Thea: Ist der auch nicht mehr im Amt?
Wanka: Der war schon vor uns weg. Er geht aber jeden Tag mit Brotdose und Milchflasche von zu Hause los. Damit seine Frau es nicht merkt.
Thea: Aber den sehe ich doch andauernd im Fernsehen. Im Gegensatz zu Gröhe und Ihnen.
Wanka: Heilige Einfalt! Das ist alles altes Zeug aus seiner ersten Amtszeit als Innenminister. Das fällt erstens keinem auf und zweitens fiele dem auch nix Neues ein.
Thea: Kommen wir zu Ihnen. Was waren Ihre großen Erfolge?
Wanka: Die Lösung von Kontakt- und Steuerproblemen mit potenzial-theoretischen Mitteln. Das ist meine Doktorarbeit.
Thea: Als Ministerin in Berlin haben Sie sich mit Lösungen eher nicht bekannt gemacht.
Wanka: Dafür mit Kontakt- und Steuerproblemen, wollen Sie sagen?
Thea: …
Wanka: Die Kanzlerin hat gewusst, wen sie sich da geholt hat.
Thea: Kommen wir noch einmal auf das Alltagswissen zurück: Sie plädieren auch für die Beibehaltung der Schreibschrift.
Wanka: Diese Debatte habe ich überhaupt nicht verstanden. Wozu sonst als zum Schreiben soll die Schrift denn dienen? Das sind alles so Berliner Aufregungen. Da hilft nur Skat.
Thea: Vielen Dank für das Gespräch.