Wahre Liebe ist Kampf. Nahezu sämtliche Muskelgruppen werden beansprucht
A.M.: Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Bild-Zeitung! Ich freue mich sehr, dass Sie den weiten Weg von Hamburg nach Berlin gefunden haben. Der Umzug Ihres Organs ist ein weiteres gutes Zeichen für den Aufschwung in Deutschland, der nun auch in Berlin angekommen ist. Ihre fröhliche und ermutigende journalistische Weise, an unseren Alltag und seine kleinen Sorgen heranzugehen, hat uns in der Hauptstadt bisher gefehlt. Nur durch die große Distanz zwischen Hamburg und Berlin ist es ja bisher erklärlich gewesen, dass Sie eine solche Fülle von blankem Unsinn über uns haben verfassen können. Jetzt sind die Wege kürzer, die Drähte enger, schneller greift man mal zum Telefon – ich verspreche mir viel davon!
Ich darf ihnen meine neue und alte Medienberaterin Eva Christiansen vorstellen, die nach der Babypause nun ganz und gar für die Belange der Bild zur Verfügung steht und in der ihr dann noch verbleibenden Zeit alles dafür tun wird, den Ihnen bisher unbekannten Regierungssprecher Wilhelm in seiner Position zu stärken. Herzlich willkommen, Frau Christiansen! Die eine geht, die andere kommt wieder: So schön kann das Leben sein!
In diesem Zusammenhange sage ich auch „Ade“ zu der anderen, der Sabine. Über viele Jahre haben Sie, verehrte Frau Christiansen, uns den Sonntag erst zu dem gemacht, wozu ihn der Schöpfer vorgesehen hatte: Einem Tag der inneren Ruhe, der Einkehr, der Sammlung. Wer bei Ihnen so einkehrte, wen Sie versammelten und wie ruhig Sie stets dabei blieben: Schappo! Schappo! So sagt man wohl in Ihrer neuen Heimat. Hoffentlich kommen Sie nach so vielen Jahren der Arbeit für Volk und Vaterland bald mal wieder zum Denken. Und hoffentlich bleiben Sie in Paris. Wie ich höre, werden Sie dort im eigenen Home-Shopping-Kanal bald eine neue Aufgabe übernehmen: Viel Glück dabei!
Nun würde ich Ihnen gern meine Schwerpunkte der kommenden Monate vorstellen und beginne mit der Liebe. Ja, Sie hören recht – die Liebe soll ihren orangenen Faden durch meine Projekte ziehen. Das hat auch Joachim gewundert, na ja.
Zunächst mache ich Sie auf die schlichte Tatsache aufmerksam, dass die Deutschen im Jahr sage und schreibe 54 Milliarden Euro für die Liebe ausgeben. 54 Milliarden! Auf der Suche nach dem passenden Partner investieren deutsche Singles, wie der Fachausdruck lautet, vier Milliarden Euro. Daran wird sich meine Partei nach der Wahl ein Beispiel nehmen. Pro aktivem Männchen und Frauchen investieren sich so 448 Euro in 365 Tagen in die deutsche Wirtschaft hinein. Und der Glos freut sich, weil er wenigstens das ja ganz doll kann.
Der Joachim hat mir ausgerechnet, dass von den 448 Euro dann 63 Prozent in das Abendessen umgesetzt werden, das sind mehr als 500 Mark West! Für Liebesmahle im Jahr! Wenn das kein Aufschwung ist, was dann? Paare müssen ja nicht suchen – wie dann deren rund 2.300 Euro für Liebesangelegenheiten zustande kommen, dass muss mir die Ursel von der Leiden später noch mal erklären.
Aber wie stets: Wir können noch besser werden. Dem Solo-Spanier ist die Suche nach der Liebe sogar 987 Euro wert. Das können wir auch! Ich frage den Zapatero bald mal, was davon verfuttert wird und melde mich deswegen wieder.
Wahre Liebe ist Kampf. Und deswegen habe ich spontan und gern die Schirmherrschaft über das Projekt „2000 Jahre Varusschlacht“ übernommen. Jürgen und Christian, meine liebsten Ministerpräsidenten, haben da ein ganz tolles Projekt aus der Taufe gehoben, das in Haltern, Kalkriese und Detmold spielt. „Ich hoffe sehr, zum Gelingen des vielseitigen Vorhabens beitragen zu können“, um meinen Brief zu zitieren.
Um was geht es? Um den Publius Quintilius Varus, den alten Haudegen, der im Teutoburger Wald neun nach Christus nach verlorener Schlacht Hand an sich legte und damit dem römischen Staat einen langwierigen Prozess wegen Blödheit im Amt und auf dem offenen Felde ersparte. Leider kloppen sich bis heute die Bürgermeister und Wissenschaftler darum, wo diese Schlacht stattgefunden hat – ich möchte mit meiner Schirmherrschaft Mut dazu machen, sich ruhig weiterzukloppen – mögen sich die letztlich Unterlegenen an das Vorbild des Varus erinnern.
Wahre Liebe ist Kampf, ich sagte es schon. Wahre Liebe gibt es aber nur in der Ehe. Das sagt unser CDU-Menschenbild, und das ist dann auch so. In diesem Zusammenhang richte ich einen flammenden Appell an die deutschen Gießereien. Wie mir der „Vorsitzende des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen“, der liebe Kurt Kramer, jüngst steckte, sind zehn Prozent der rund 90.000 Glocken im Lande beschädigt! Joachim sagt, das wären dann ja rund 9.000 Glocken. Zudem sind nach Kurt Kramers Expertise in den vergangenen 60 Jahren mehr Glocken kaputt gegangen als in den 600 Jahren davor. Verantwortlich dafür sind – Sie werden es nicht glauben – die harten Stahlklöppel!
Da muss sich doch was machen lassen. Ich verspreche von dieser Stelle aus, mit Gesamtmetall und sogar mit dem Jürgen Peters zu reden. Gerade der Peters soll seinen Döz doch mal anstrengen – oder wenigstens als Klöppel zur Verfügung stellen.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und mache zum guten Ende darauf aufmerksam, dass in der FDP nicht nur Knalltüten hocken. In der Drucksache 16/4892 stellen Pfarr, Gruss, Günther (Plauen) und viele andere Liberale eine Kleine Anfrage zur „Situation der Schwimmausbildung in Deutschland“. Ich zitiere noch einmal: „Schwimmen ist wegen der Wirkung des Wassers auf den menschlichen Organismus eine der gesündesten Sportarten. Nahezu sämtliche Muskelgruppen werden beansprucht.“ Noch Fragen?