Wischi mit Waschi
Thea: Sehr geehrter Bischof Vorsitzender …
Vorsitzender: Nein, wir wollen genau sein: Bischof schon gar nicht, ich war einmal Landessuperintendent. Nun a. D. Auch nicht Generallandessuperintendent. Das war uns immer zu preußisch.
Thea: Aber Sie arbeiten doch noch Vollzeit, oder?
Vorsitzender: Natürlich. Als Ratsvorsitzender der EKD. Nicht mehr jedoch als Landessuperintendent.
Thea: Das verstehe, wer will. Seid ihr denn nicht alle Bischöfe da oben bei den Evangelischen, wie bei den Katholischen auch?
Vorsitzender: Keinesfalls. Unsere Buntheit ist Programm. In Bremen haben wir sogar gar keinen Bischof und der heißt dann Schriftführer. Oder nehmen Sie unseren ehemaligen Bischof der Lippischen Kirche, der war auch mal Landessuperintendent und dann auch Militärbischof. Und nun ist er Prälat.
Thea: Ist er denn übergetreten zu den Katholiken?
Vorsitzender: Nein, er ist einfach nur Ratsbevollmächtigter der EKD bei der Bundesregierung und der Europäischen Union geworden. Da wird man dann auch gleich Prälat.
Thea: Also Anrede mit „Eure Eminenz?“
Vorsitzender: Nein, das ist nur bei den Katholiken so. Und natürlich bei den Altorientalen.
Thea: Aha. Kommen wir auf das umstrittene Papier der EKD zur Familie zu sprechen. Was ist da los gewesen?
Vorsitzender: Nichts ist da los gewesen. Wir haben ganz klar gemacht, dass für uns Evangelische das Wischi zugleich auch das Waschi in protestantischer Verantwortung bedeuten kann. Für uns gilt die Familie. In ihren Formen und Farben und Konstellationen. Heute und morgen.
Thea: Und nun das Jahr 1517. Das war demnächst vor 500 Jahren. Planen Sie da ein Fest oder so?
Vorsitzender: Wir bereiten dieses Jubiläum seit vielen Jahren inhaltlich vor. Und dann geht in Wittenberg die Post ab. Wir haben dazu eine Webseite und eine Botschafterin, die Frau Käßmann.
Thea: Die kennen wir wenigstens. Stimmt das Gerücht, dass sich die EKD nach 2017 dann auflösen soll?
Vorsitzender: Nein, da ist nichts dran. Es gibt einzig und allein Überlegungen in Bezug auf künftige Kooperationen mit anderen erfolgreichen Institutionen. Wie zum Beispiel mit der ÜSTRA.
Thea: ???
Vorsitzender: Das sind die hannoverschen Verkehrsbetriebe. Die sind demzufolge, wie die EKD auch, in Hannover. Und befördern im Jahr fast 160 Millionen Menschen. Das ist doch was.
Thea: Gibt es so viele Hannoveraner überhaupt und was verspricht sich die EKD davon?
Vorsitzender: Wir Evangelische sind rund 23 Millionen. Zusammen mit der ÜSTRA wären wir dann 183 Millionen. Wir müssen nach vorn blicken. Das nächste Jubiläum ist erst in 500 Jahren. Da wollen wir langfristig denken.
Thea: Aus Hannover kommt ja auch Frau von der Leyen, was sagen Sie zum Attraktivitätsprogramm der Bundeswehr?
Vorsitzender: Spitze ist das! Wir kriegen jetzt auch WLAN in allen Kirchen. Zum Mitsingen. Oder wenn die Predigt mal langweilig sein sollte … Und die Uschi, die macht das alles richtig mit den Kitas, da sind wir ganz nah beieinander. Da braucht der Staat ja endlich mal seine Kirche voll und ganz. Nur die Drohnen, die finden wir echt mal sozusagen nicht ganz so gut vielleicht.
Thea: Will die Ministerin denn die Drohnen?
Vorsitzender: Das weiß ich jetzt nicht. Denke schon. Ist ja Bundeswehrkram. Wird sie schon wollen müssen irgendwie. Also, was sie will, das ist die Diskussion. Das finden wir gut. Rausfinden, was so gedacht werden soll und gedacht wird. Das ist Demokratie, das ist Waschi im besten und Wischi im allerbesten Sinne. Wie bei uns.
Thea: Aha. Und was ist mit der Rechtfertigung?
Vorsitzender: Was wollen Sie wissen? Ich bin reformiert, da sind die Lutheraner eher gefragt, denke ich mal.
Thea: Aber Sie sind ja Chef des Unternehmens.
Vorsitzender: So würde ich das nun aber gar nicht bezeichnen. Aber gut, was wollen Sie wissen?
Thea: Was ist das nun mit der Rechtfertigung?
Vorsitzender: Die steht im Römerbrief und Luther hat die so gegen 1516 / 1517 da gefunden. Das hilft noch heute als Befreiung und gegen Ängste und beruft in Verantwortung.
Thea: War das damals nicht irgendwie auch gegen die Katholiken gerichtet?
Vorsitzender: Das glaube ich nicht. Da müsste ich mich noch mal schlau machen.